Tropische Sprue: Mitbringsel aus heißen Zonen

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Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erleben. Leider auch, dass er eine Krankheit mit heimnimmt, die dann auch noch oft länger unerkannt bleibt. Wie etwa eine tropische Sprue, die man sich in heißen Gebieten holen kann, die aber zum Glück – rechtzeitig erkannt, versteht sich – gut heilbar ist.

Schwere Durchfälle und Blutarmut sind typische Symptome für eine Zöliakie alias glutensensitive (gluteninduzierte) Enteropathie alias einheimische Sprue. Treten solche Beschwerden aber nach einer Reise nach Mittelamerika, Südasien oder in bestimmte Länder Afrikas auf, sollte man an die Möglichkeit einer tropischen Sprue denken. Wesentlichster Unterschied zwischen diesen beiden Formen von Malabsorptionssyndrom (gestörte Nährstoffaufnahme im Darm): Die Zöliakie tritt infolge des Verzehrs von Getreideprodukten auf. Die tropische Sprue kommt höchstwahrscheinlich durch Bakterien zustande.

Zeichen einer tropischen Sprue

Die Dauer des Syndroms entscheidet im Wesentlichen, welches klinische Bild zutage tritt. Charakteristische Beschwerden einer tropischen Sprue sind in der Regel

  • Durchfälle, häufig auch eine Steatorrhoe (Fettstühle)
  • Blähungen
  • Verdauungsstörungen
  • ein aufgetriebener Bauch
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber

Bei längerem Bestehen bzw. unterbliebener Behandlung kommen ein Gewichtsverlust und Vitaminmangelerscheinungen hinzu wie eine megaloblastäre Anämie (Blutarmut mit Auftreten von Megalozyten = vergrößerte rote Blutkörperchen infolge einer Entwicklungs- und Reifungsstörung der Blutzellen) mit Blässe, Müdigkeit und Schwäche, Glossitis (Zungenentzündung) und Stomatitis (Mundhöhlenentzündung), erhöhte Blutungsneigung, Reizbarkeit, Muskelkrämpfe, Taubheitsgefühle oder periphere Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe). Bei Kindern kann auch das Wachstum gehemmt und die Knochenreifung behindert sein.

Tropische Sprue – einheimische Sprue: unterschiedliche Krankheiten

Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass die einheimische und die tropische Sprue Spielarten der gleichen Krankheit sind. Schließlich gehen beide mit einer Zerstörung der Dünndarmschleimhaut und daher verminderten Nährstoffaufnahme (z.B. auch von für die Blutbildung wichtigen Vitaminen) sowie Mangelernährung einher, sodass die daran Erkrankten abmagern. Heute weiß man, dass bei der einheimischen Sprue Klebereiweiß (Gluten), das in Getreideprodukten (Weizen, Gerste, Roggen, Hafer) enthalten ist, im Darm eine Unverträglichkeitsreaktion auslöst. Die genaue Ursache der tropischen Sprue hingegen bleibt bis dato ungeklärt. Vermutet wird eine bakterielle Fehlbesiedlung (wahrscheinlich Enterotoxin produzierende coliforme Bakterien) des Darms, da die Erkrankung auf Antibiotika anspricht. Als gesicherte Erkenntnis gilt jedenfalls, dass nur solche Menschen an der tropischen Sprue erkranken, sie sich (längere Zeit) in Ländern aufgehalten haben, wo die Erkrankung verbreitet ist. Wobei der Zusammenhang oft lange im Verborgenen bleibt, weil sich die Krankheit erst Wochen oder Monate nach der Rückkehr aus dem Gebiet zeigt.

Erkennung und Behandlung der tropischen Sprue

Bei beiden Arten von Sprue kommt es zu einer Beeinträchtigung der Darmschleimhaut, die normalerweise viele Zotten aufweist, die der Vergrößerung ihrer Oberfläche dienen, sodass sie gut Nährstoffe aufnehmen kann. Bei der tropischen Sprue ist das Relief dieser Zotten meist nur diskret verändert, während die Zotten bei der einheimischen Sprue verflachen. Erkennbar werden die Veränderungen im Rahmen einer Darmspiegelung mit Dünndarmbiopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) mit anschließender mikroskopischer Untersuchung der Gewebeprobe. Nun veranlasst jedoch nicht jeder Durchfall oder jedes Bauchweh Ärzte sofort dazu, eine Biopsie durchzuführen, gibt es doch viele (banalere) Erkrankungen, die mit der Sprue ähnlichen Symptomen einhergehen.

Wollen sich die Symptome aber nicht bessern, stellen sich gar Mangelerscheinungen (z.B. megaloblastäre Anämie) ein und ergibt sich aus der Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) ein Aufenthalt in einem der gefährdeten Gebiete, sollte auch an die Möglichkeit einer tropischen Sprue gedacht und eine Biopsie vorgenommen werden. Ihr können Untersuchungen zur Aufdeckung von Mangelzuständen folgen wie etwa eine Knochendichtemessung zur Überprüfung auf einen Knochenschwund oder die Erhebung von Laborwerten wie z.B. ein komplettes Blutbild, Folsäure-, Vitamin-B12- und Vitamin-D-Spiegel zur Feststellung von Mangelzuständen. Eine eventuelle ebenfalls durchgeführte Begutachtung einer Stuhlprobe dient dazu, Parasiten oder bestimmte Bakterien als Krankheitsursache auszuschließen.

Kuriert wird die tropische Sprue mit einer längerfristigen Gabe von Antibiotika, und zwar bei Erwachsenen meist mit Tetracyclinen, bei Kindern, die noch nicht alle ihre bleibenden Zähne haben, mit einer anderen Antibiotikaklasse, damit es zu keinen Zahnverfärbungen kommt. Da bei der Krankheit vor allem die Aufnahme von Folsäure und Vitamin B12 leidet, werden auch entsprechende Vitaminpräparate, außerdem Elektrolyte und andere Nährstoffe, an denen es fehlt, verabreicht.

 

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