Winterkost: mit innerem Feuer gegen äußeren Frost

©panthermedia.net, Dzinnik Darius

Wird es draußen kalt, nass und trüb, lechzen Körper und Seele nach wohltuender Wärme und trauter Behaglichkeit. Dann ist es Zeit für würzige Suppen, kräftige Eintöpfe und heißen Tee.

Wenn zuerst das herabgefallene Laub und später die weiße Pracht namens Schnee den Erdboden vor Frost bewahrt, legen auch wir uns dickere Hüllen zu, um der Kälte zu trotzen. Gleichzeitig steht uns der Sinn auch nach innerem Aufwärmen. Diesem natürlichen Bedürfnis sollten wir nachgeben, empfiehlt nicht nur die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Auch unsere einheimische Küche weiß längst, dass deftige Speisen und heiße Getränke dazu am besten taugen.

Wohlig warm statt eisig kalt

Es ist kein Zufall, dass wir Rohkost und Eislutscher mit Sommer assoziieren, Suppe und Glühwein hingegen mit Winter. Denn verschiedene Lebensmittel entfalten unterschiedliche thermische Wirkungen auf unseren Organismus. Deshalb eignen sich zur adäquaten körpereigenen Thermoregulation im Herbst und Winter andere Speisen als im Frühling oder Sommer. Kurzum eine der jeweiligen Jahreszeit gerecht werdende Ernährung. Und die verlangt bei sinkenden Außentemperaturen nach Gebratenem, Gebackenem und ähnlich Kräftigem. Nicht umsonst fällt die Wildsaison in die kühle Jahreszeit und auch bestimmte, als wärmend geltende Gewürze wie Zimt, Anis oder Nelken finden nun verstärkt Anwendung. Etwa in (vor)weihnachtlichen Leckereien wie Punsch oder dem vor wärmenden Zutaten strotzenden Lebkuchen.

Saisonale Vitamine als Schutz vor Erkältungen

Nässe und Kälte – da haben Schnupfenviren Hochsaison. Damit sie nicht allzu oft und heftig zuschlagen, gilt es, das körpereigene Abwehrsystem zu stärken. Mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Für die optimale Versorgung mit diesen unersetzlichen Substanzen sorgen Obst und Gemüse. Doch auch wenn heutzutage im Supermarkt so gut wie alle Sorten jederzeit erhältlich sind, ist es nicht erforderlich, umweltfeindlich weit gereiste Früchte als Vitaminlieferanten zu verzehren.

Denn wie so oft hält hierzulande auch im Herbst bzw. Winter Mutter Natur mit ihrem vielfältigen regionalen Obst- und Gemüseangebot alles bereit, was der Organismus braucht. Auf den Feldern bzw. geschützt in Glashäusern und Folientunnels wachsen jetzt Kürbis-, Karfiol-, Kohl- und Krautköpfe, Salate (Endivien-, Eisberg-, Rucola-, Vogerlsalat), Rote Rüben, Kohlsprossen, Kartoffeln, Topinambur, Karotten, Pastinaken, Pilze, Zwiebel, Knoblauch, Porree, Sellerie, Spinat, Mangold und Schwarzwurzeln. Lagerfähige heimische Äpfel und Birnen verschiedener Sorten ergänzen das Angebot. So einige dieser gesunden Naturprodukte liefern viel mehr Vitamin C als z.B. Zitrusfrüchte, die als Paradelieferanten dieses Vitamins gelten, das zwar eine Erkältung nicht verhindern, aber deren Verlauf abmildern bzw. verkürzen kann.

Fünf Portionen (1 Portion = 1 Handvoll) jeden Tag, d.h. zwei Obst- und drei Gemüseportionen, und das Immunsystem ist gerüstet gegen den Ansturm von Erkältungs- und Grippeviren. Besonderen Stellenwert dabei hat Kohlgemüse. Drei Dinge haben alle seine Sorten wie Karfiol, Brokkoli, Kohlrabi, Grünkohl, Rot- und Weißkraut gemeinsam: Sie enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Eisen, Calcium und Magnesium, außerdem das Immunsystem stärkende sekundäre Pflanzenstoffe. Sie liefern reichlich verdauungsfreundliche Ballaststoffe. Und das alles bei einem geringen Kaloriengehalt.

Vor allem auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D muss man im Winter achten. Etwa durch regelmäßigen Verzehr von Meeresfischen und Milchprodukten (Topfen, Käse). Damit das Vitamin in der Haut aus seinen Vorstufen erzeugt werden kann, ist aber auch Sonneneinstrahlung erforderlich. Ein täglicher winterlicher Mittagsspaziergang dient dann gleich mehreren gesundheitlichen Zwecken: Bewegung, Abhärtung und Vitaminaufbau.

Power fürs Immunsystem

Proteine sind wichtig für den Aufbau verschiedenster Strukturen im Körper, besonders der Muskulatur, aber auch für die Funktionsfähigkeit des Abwehrsystems. Als tierische Eiweißlieferanten dienen v.a. Fisch und Fleisch, als pflanzliche Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen, die sich wunderbar für winterliche Eintöpfe eignen.

Im Herbst und Winter kommt frisches Wild auf den Markt. Jetzt bringen Hirsch, Fasan, Rebhuhn, Reh, Wildhase und Wildschwein Abwechslung auf den Speiseplan. Und – laut Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) – genauso wie Lamm, Schaf, Ziege, Huhn sowie alle gegrillten Fleischsorten innere Erwärmung. Den gleichen Effekt erzielen gemäß TCM Meerestiere wie Kabeljau, Sardellen, Scholle, Thunfisch, Sardinen, Heringe, Hummer, Langusten und Garnelen (Shrimps, Crevetten) sowie geräucherte Fische.

Ebenfalls wichtig für die Immunabwehr ist die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen wie Eisen, Zink und Selen. Nicht zufällig stehen in der kalten Jahreszeit vermehrt Nüsse als wertvolle Zinklieferanten als Knabberei bzw. verarbeitet in (Weihnachts-) Bäckereien auf dem Tisch.

Mit Gewürzen “einheizen“

Bestimmte Gewürze kurbeln die Durchblutung und Verdauung an, manche wirken auch antibakteriell. Ihre Verwendung ist in Zeiten, wo die Kälte regiert, vermehrt schwere Speisen (z.B. Festtagsbraten) verzehrt werden und Magen-Darm-Infekte grassieren, ausgesprochen vorteilhaft. Feuer ins Essen und Gemüt bringen beispielsweise Chili, Pfeffer und Piment, Ingwer, der gleichzeitig gegen Erkältungen hilft, Kardamom und Koriander, Kreuzkümmel und Muskat, Zimt, Anis und Sternanis. Sie finden in unseren Breiten in der Adventzeit reichlich Anwendung in vorweihnachtlichen Köstlichkeiten. Etwa Zimt, Anis, Sternanis, Gewürznelken und Kardamom als Zutaten von Glühwein und Lebkuchen.

A propos: Lust auf einen guten Glühwein? Dann probieren Sie mal folgendes Rezept: 0,1 Liter Orangensaft mit 3 Zimtstangen, 2 Sternanis, 1 Wacholderbeere, 1 Gewürznelke und 2 Pfefferkörnern kurz aufkochen, die Wärme reduzieren, einen Liter trockenen Wein zugeben und auf die gewünschte Temperatur erhitzen.

Aber Achtung! Alkohol eignet sich nicht zur dauerhaften Aufwärmung. Auch wenn Punsch und Glühwein locken und natürlich auch gekostet werden wollen: Alkohol an sich erzeugt nur kurzfristig ein wohliges Wärmegefühl, denn er steigert die Durchblutung der Haut, weshalb der Körper die Wärme recht rasch wieder abgibt. Erfolgreicher zur inneren Erwärmung sind Tee und Kakao, am besten kombiniert mit Kräutern und Gewürzen, die so richtig einheizen.

Wasser gegen Lufttrockenheit

In der Heizsaison leiden nicht nur die Atemwege, denn dann wird die Luft trocken und entzieht dem Körper Flüssigkeit. Neben einer Regulierung der Luftfeuchtigkeit (z.B. mit einem Luftbefeuchter) in den Wohnräumen – 40 bis 60% sind ideal – ist deshalb reichlich trinken angesagt. Am besten Wasser und Früchte- oder Kräutertees.

Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum es wichtig ist, in der kalten Jahreszeit genug Flüssigkeit aufzunehmen: Nur mit ausreichend Wasser bleiben die Schleimhäute gut befeuchtet und damit widerstandsfähig gegen das Eindringen von Viren und Bakterien. Da das Durstgefühl bei Kälte weniger ausgeprägt ist als bei Hitze, sollte sich immer ein Glas Wasser oder ungesüßter Tee in Reichweite befinden.

 

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