Vitamin-C-Mangel: leicht zu vermeiden

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Vitamin C braucht der Mensch unbedingt. Zum Aufbau von Kollagen, als Zellschutz, zur Abwehr von Infektionen, besseren Eisenverwertung und, und, und… Daher hat ein Vitamin-C-Mangel unliebsame bis gefährliche Folgen. Wie man dem einstigen Schreckgespenst aller Seefahrer, genannt Skorbut, entgeht? Das verraten wir hier. 

Vitamin C alias Ascorbinsäure, Ascorbat oder E300 ist an sehr vielen Vorgängen im menschlichen Organismus beteiligt. So wirkt es etwa mit bei der

  • Bildung von Hormonen und Neurotransmittern (Botenstoffe im Nervensystem, z.B. Serotonin, Noradrenalin).
  • Synthese des Bindegewebsbestandteils Kollagen, das für die Elastizität von Haut, Bändern, Sehnen und Blutgefäßen, die Festigkeit von Zähnen und Knochen sowie die Narbenbildung (sprich: Wundheilung) bei Verletzungen sorgt.
  • Erhaltung und Stärkung der Abwehrkräfte.
  • Eisenaufnahme im Dünndarm.
  • Folsäureverwertung, die unter anderem wichtig für die Blutbildung ist.
  • Bindung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium und Nickel im Dünndarm.
  • Bekämpfung zellschädigender freier Radikale, denn es ist ein potentes Antioxidans.

Da der menschliche Körper das wasserlösliche Vitamin nicht selbst herzustellen vermag, muss es über die Nahrung zugeführt werden. Bei gesunden Erwachsenen beträgt der Tagesbedarf an Vitamin C rund 100 mg pro Tag. Abgesehen davon rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zu folgenden Tagesaufnahmen:

  • Säuglinge und Kinder bis 4 Jahre: 20 mg
  • Kinder bis 7 Jahre: 30 mg
  • Kinder bis 10 Jahre: 45 mg
  • Kinder bis 13 Jahre: 65 mg
  • Jugendliche bis 15 Jahre: 85 mg
  • Jugendliche bis 19 Jahre: 105 mg
  • Schwangere ab dem 4. Monat: 105 mg
  • Stillende: 125 mg

Wie kommt es zu einem Vitamin-C-Mangel?

Eine häufige Ursache der Hypovitaminose ist einseitige Kost mit einem zu geringen Anteil an frischem Obst und Gemüse. Eine andere ein erhöhter Vitamin-C-Bedarf, wie er auftritt bei

  • schwerer körperliche Arbeit oder Leistungssport.
  • Schwangeren und Stillenden.
  • Infektionen, Krebsleiden oder dialysepflichtigen Nierenfunktionsstörungen.
  • einigen medizinischen Behandlungen wie der Gabe von Acetylsalicylsäure, bestimmten Antibiotika oder Antidiabetika (vom Sulfonamid-Typ), dem Gebrauch von Abführmitteln oder hormonellen Verhütungsmitteln (“Pille“), Chemotherapien oder Bestrahlungen,
  • Alkohol- oder Nikotinmissbrauch (Vitamin-C-Tagesbedarf für männliche Raucher: 155 mg, für weibliche: 135 mg)
  • erhöhtem oxidativen Stress, weil die normalen Entgiftungs- und Reparaturmechanismen von Zellen überfordert sind bzw. eine unzureichende Versorgung mit Antioxidantien vorliegt wie etwa bei Senioren oder Diabetikern.

Anzeichen eines Vitamin-C-Mangels

Wie viele andere Mangelzustände auch äußert sich ein Vitamin-C-Defizit zunächst mit recht allgemeinen Symptomen, die noch nicht gleich an eine Hypovitaminose denken lassen. Etwa mit Beschwerden wie

  • Abgeschlagenheit, Schwäche, einer nachlassenden Leistungsfähigkeit und raschen Ermüdbarkeit
  • einer erhöhten Reizbarkeit
  • einer Muskelschwäche, Gelenkbeschwerden und Gliederschmerzen (Schmerzen in den stärker beanspruchten Muskeln, vor allem in den Waden)
  • einer erhöhten Infektanfälligkeit

Ein schwerer Mangel an Ascorbinsäure hat nach ca. 4 bis 8 Wochen einen Skorbut (Scharbock) zur Folge. Eine Erkrankung, die vor allem Seeleute über Jahrhunderte fürchteten und daher auch Seefahrerkrankheit genannt wird. Sie litten darunter, weil sie oft viele Monate mit vitaminarmer Kost unterwegs waren, denn früher wusste man über Nährstoffe kaum Bescheid (Ascorbinsäure heißt so viel wie Säure zur Vermeidung von Skorbut). Heute tritt Skorbut bei langen Hungersnöten, d.h. vor allem in Entwicklungsländern und Krisengebieten auf.

Skorbut: wenn Vitamin C fehlt

Beim Skorbut kommt es im Frühstadium zeigen sich außer die oben genannten Allgemeinsymptome

  • Wundheilungsstörungen
  • eine erhöhte Brüchigkeit der Kapillaren (kleinste Blutgefäße) und in der Folge Hämorrhagien (Blutungen). Als oberflächliche Blutungen, d.h. Ekchymosen (Flecken) oder Vibices (Streifen) in die Haut, vor allem an den Schienbeinen, Unterarmen, manchmal auch am Nabel. Als tiefe Blutungen unter unveränderter Haut mit ziehenden Schmerzen und sehr starker Druckempfindlichkeit der Muskeln und Knochen
  • Schleimhautblutungen
  • Zahnfleischbluten
  • eine blassgelblich bis schmutzig grau-gelbe Hautverfärbung und follikuläre Hyperkeratose (starke Verhornung) mit petechialen (punktförmigen) Blutungen um die Haarwurzeln, trockene Haare, Schuppen und Haarausfall.
  • Skorbut-Rheumatismus: Einblutungen in die Muskulatur und unter die Beinhaut an stark beanspruchten Stellen (Beugemuskeln der Beine, bei Bewegung gedehnten Kniekehlen und Achillessehnenregionen, bei Bettlägerigen: Rücken, Gesäß, Waden) inklusive ziehenden Gliederschmerzen
  • eine fortschreitende Hämarthrose (Blut im Gelenkraum) mit nachfolgenden Knochen- und Gelenkveränderungen

Sie kommen durch eine Beeinträchtigung der Kollagenbildung und eine Instabilität der Quervernetzungen zwischen den Ketten der Kollagenmoleküle zustande. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es darüber hinaus zu

  • Rupia scorbutica, durch sekundäre Infektionen bedingte skorbutische Geschwüre, meist in der Umgebung kariöser Zähne
  • einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • gelegentlichen Blutungen in die Bindehaut, Aderhaut und Kammern der Augen
  • schwer stillbarem Nasenbluten
  • einem Lichen scorbuticus, d.h. einer rauen, reibeisenähnlichen Haut aufgrund der Purpura scorbutica (braunrote, stecknadelkopfgroße Blutungen um die Haarbälge)
  • einer Hepatomegalie (Lebervergrößerung)
  • einer Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Anämie (Blutarmut)

Ein länger dauernder Skorbut kann zu Auszehrung und Kräfteverfall sowie Zahnverlust führen. Auch noch andere Krankheitszeichen wie Ödeme (Wassereinlagerungen in Gewebe), hohes Fieber, Durchfall, Gleichgewichtsstörungen (starker Schwindel) und eine Herzschwäche werden beschrieben. Begleitet werden die körperlichen Beschwerden von psychischen Symptomen wie einer Gleichgültigkeit, Schwermütigkeit und Depression sowie Persönlichkeitsveränderungen.

Die genannten typischen Symptome führen oft bereits zur richtigen ärztlichen Diagnose, die sich durch eine Bestimmung des Vitamin-C-Status im Körper bestätigen lässt.

Skorbut bei Kindern: Osteopathia haemorrhagica infantum

Bei Säuglingen und Kleinkindern geht die Hypovitaminose, die umgangssprachlich als infantiler Skorbut und im Medizinjargon als Osteopathia haemorrhagica infantum bezeichnet wird, gern mit Störungen der Knochenbildung und einem Wachstumsstillstand, oft auch Knochenbrüchen einher. Und mit der Moeller-Barlow-Krankheit (Moeller-Barlow-Syndrom), einer sich langsam entwickelnden besonderen Form der Blutarmut. In der Folge sind die Kinder blass, müde, schlapp, appetitlos und verlieren an Gewicht. Ihr Zahnfleisch blutet sehr leicht und ist – wenn die Zähne schon durchgebrochen sind – entzündet (skorbutische Gingivitis). Ohne erkennbare Ursache finden sich Hämatome (blaue Flecken), auch große, subperiostale (unter der Beinhaut). Typisch ist eine enorme Schmerzempfindlichkeit (“ Hampelmann-Phänomen“: Zusammenzucken schon bei der leichtesten Berührung).

Therapie: einen Vitamin-C-Mangels beseitigen

Das ist denkbar einfach. Die empfohlene Tagesmenge Vitamin C zu sich nehmen und schon erholt sich das Allgemeinbefinden und reduziert sich die erhöhte Blutungsneigung innerhalb weniger Tage und bauen sich entstandene Hämatome (Blutergüsse) binnen weniger Wochen ab.

Dass man über die Nahrung zu viel Vitamin C erwischen könnte, muss man nicht befürchten, denn je mehr von dem Vitalstoff der Darm absorbiert, desto mehr davon scheiden die Nieren aus. Doch kann die Einnahme hochdosierter Vitamin-C-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel im Verdauungstrakt zu Problemen wie etwa Durchfall und im Harntrakt zur Steinbildung führen. Sie sollten ohnehin nur zur Deckung des Vitaminbedarfs bei Magen-Darm-Erkrankungen, die mit einer unzureichenden Aufnahme von Vitamin C aus der Nahrung einhergehen, bei Leistungssportlern, schwerer körperlicher Arbeit und Krebserkrankungen bzw. Chemotherapien dienen.

Das beste Mittel, einen Vitamin-C-Mangel erst gar nicht zu erleiden, ist eine frische und abwechslungsreiche Kost. Viel Vitamin C enthalten z.B. Hagebutten, Sanddorn, Johannis-, Vogel- und Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Kiwis, Mangos, Acerolakirschen, Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Brokkoli, Kohl, Spinat, Fenchel, Petersilie und Leber. Doch zerstören Kochen und lange Lagerungszeiten einen ziemlichen Teil des Vitamins.

In unseren Breiten jedenfalls ist eine hinreichende Versorgung mit Vitamin C für gesunde Menschen im Normalfall sichergestellt.