Trennkost: wie sie funktioniert – was sie bringt

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Protein- und kohlenhydratreiche Lebensmittel getrennt verzehren, so lautet das Prinzip der Trennkost, die für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sorgen und so bei der Gesunderhaltung bzw. Gesundwerdung helfen soll. Das ist zwar wissenschaftlich unbewiesen. Ein gesundes Abnehmen erlaubt die Methode aber allemal.

Falsch essen, d.h. Kohlenhydrate und Eiweiße bei Mahlzeiten miteinander mischen, ruft eine ständige Übersäuerung des Magens und Gärungsprozesse im Dünndarm hervor, die wiederum die Entstehung gesundheitlicher Probleme wie etwa Übergewicht, Diabetes-Typ-2 oder Bluthochdruck fördern. Damit die Verdauungsorgane diese Nährstoffe optimal verwerten können, erweist es sich daher als günstig und heilsam, kohlenhydratreiche Lebensmittel gesondert von eiweißreichen zu verzehren. Auf diesen Vorstellungen basiert die Trennkost, die in ihrer klassischen Form auf den amerikanischen Arzt Dr. Howard Hay zurückgeht. Er litt selbst unter einer Nierenerkrankung, die sich mithilfe seiner Diät besserte und versprach sich von dieser lebenslang beizubehaltenden Ernährungsumstellung, Krankheiten wie Krebs und Diabetes heilen zu können.

“Fahrplan“ der Hay´schen Trennkost

Nach Dr. Hay soll es optimal sein, sich morgens und abends kohlenhydratreich und mittags proteinreich zu ernähren. Demnach würde sich beispielsweise als Frühstück ein Vollkornbrot mit Honig eignen, als Mittagessen Fleisch oder Fisch mit Gemüse (mit Butter) nach Belieben sowie ein mageres Milchprodukt und als Abendmahl Nudeln mit Gemüse und danach eine Frucht.

Hiervon weichen die Empfehlungen anderer “Trennkostpäpste“, die für den Abend eher eiweißlastige Snacks vorsehen, ein wenig ab. Beides hat seine Vorteile: Spät verzehrte Kohlenhydrate fördern die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und somit die Nachtruhe, abends gegessene Proteine hingegen die Fettverbrennung und damit einen Gewichtsverlust.

Unabhängig von der Form der Trennkost dürfen jedoch keinesfalls Kohlenhydrate und Eiweiße miteinander konsumiert (z.B. Spaghetti Bolognese) werden. Fette, die als neutral gelten, dürfen hingegen mit allen Lebensmitteln kombiniert werden. Gemäß diesen Regeln verbietet sich der Verzehr bestimmter Lebensmittel grundsätzlich, weil sie viel Eiweiß und zugleich viele Kohlenhydrate enthalten. Wie etwa Hülsenfrüchte.

Mahlzeiten sollten generell zu drei Vierteln aus basenbildenden Lebensmitteln (Salat, Gemüse, Obst) bestehen und ballaststoffreich (z.B. Vollkornprodukte) sein, um die Verdauung anzukurbeln, damit der Speisebrei nicht zu lange im Darm verweilt und zu gären und faulen beginnt. Nur ein Viertel darf in Form von Säurebildnern wie Fleisch, Fisch, Fett oder Milch aufgenommen werden.

Zu den Mahlzeiten soll möglichst nichts getrunken und das Essen gut und lange gekaut werden, damit der Speichel seine Verdauungsfunktion erfüllen kann.

Zwischen den Mahlzeiten ist eine Wartezeit von – nach einem kleineren Imbiss – zwei bis – nach einer großen Mahlzeit – vier Stunden einzuhalten, damit sich die Verdauung der Nährstoffgruppen Proteine und Kohlenhydrate nicht überschneidet.

Eiweißreich – neutral – kohlenhydratreich

Um zu wissen, wann man was bzw. was man miteinander essen darf oder nicht, unterteilt man bei der Trennkost die Nahrungsmittel in drei Kategorien: vorwiegend eiweißhaltige, vorwiegend kohlenhydrathaltige und so genannte neutrale. Die Einteilung der Lebensmittel in die drei Gruppen offenbaren Trennungspläne, die – je nach Trennkostform – leichte Abweichungen aufweisen können.

Zu den proteinreichen Lebensmitteln zählen Fleisch und Fisch, Eier, Käse und Milch, die meisten Obstsorten sowie Getränke wie Wein und Obstsäfte. Zu den kohlenhydrathaltigen sämtliche Getreidesorten (z.B. Weizen, Reis) und daraus hergestellte Produkte (Mehl, Stärke, Nudeln, Kuchen, Gebäck), Obstsorten wie Bananen, frische Feigen, Datteln und Trockenobst, Gemüse wie Kartoffeln, Kohl und Schwarzwurzeln sowie Süßungsmittel (Honig, Ahornsirup) und Bier.

Neutrale Lebensmittel wiederum werden unterteilt in solche, die man nur sparsam verwenden sollte wie Fette, Nüsse, Samen, rohe, marinierte oder geräucherte Wurst- und Fischwaren sowie gesäuerte und vollfette Milch- und Käseprodukte (über 60% Fett i. Tr., Joghurt, Buttermilch, Topfen, Schlagobers). Und solche, die reichlich verzehrt werden dürfen wie die meisten Gemüsesorten, Salate, Kräuter, Pilze, Sprossen und Keime.

Zu den erlaubten Bestandteilen der Trennkost gehören demnach:

  • Vollkornprodukte
  • Naturreis
  • Gemüse und Kartoffeln
  • Obst, Trockenfrüchte und Nüsse
  • Kräuter
  • Honig und unraffinierter Zucker
  • kalt gepresste Pflanzenöle wie Lein-, Oliven- und Weizenkeimöl
  • Fleisch (außer Schweinefleisch) und Fisch
  • Milch und Käse
  • Eier

Zu meiden sind hingegen Hülsenfrüchte, Weißmehl, polierter Reis, weißer Zucker, gehärtete Fette, schwarzer Tee, Kaffee, Kakao, Essigessenz, Pfeffer, Senf sowie Fertigprodukte.

Wirkungen großteils wissenschaftlich unbewiesen

Wissenschaftliche fundiert ist die Trennkost nach Hay nicht, ließen sich bis dato doch keine schlüssigen Beweise dafür finden, dass der menschliche Organismus unfähig wäre, Eiweiße und Kohlenhydrate, die ohnehin in vielen Lebensmitteln (z.B. in der Muttermilch) miteinander vorkommen, gleichzeitig gut abzubauen und zu verwerten. Im Gegenteil: Die Trennung von Kohlenhydraten und Proteinen kann die optimale Ergänzung von pflanzlichen und tierischen Eiweißquellen behindern.

Auch gibt es für ein Verkleben der Darmschleimhaut durch Milchprodukte keine wissenschaftlichen Nachweise. Ebenso gehört die viel strapazierte Übersäuerung, die die Entstehung von Zivilisationskrankheiten durch Ansammlung von Schlacken im Bindegewebe fördern soll, ins Reich der unbelegten Annahmen, wird der Säure-Basen-Haushalt doch durch körpereigene Puffersysteme in der Balance gehalten. Die Reduzierung “säureüberschüssiger“ Lebensmittel kann schlimmstenfalls sogar einen Mangel an B-Vitaminen, Folsäure, Magnesium, Eisen und Selen nach sich ziehen.

Unbestreitbar aber hilft die Trennkost – und das ohne gesundheitlich zu schaden und ohne Kalorienzählen – beim Abnehmen, weil sie viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte enthält, sodass genügend Ballast- und Mikronährstoffe aufgenommen werden. Sofern willensstarke Umgewöhnungs- und Abnehmwillige bereit sind, sich bewusst mit ihrer Ernährung auseinanderzusetzen und diszipliniert den Diätregeln zu folgen sowie Zeit, Mühe und Kosten aufzuwenden für den Einkauf und die Zubereitung der Lebensmittel sowie die trennkostgerechte Zusammenstellung von Menüs bei Einladungen oder Restaurantbesuchen.

 

Weiterführende Links:

Trennkost: Lebensmittel-Tabelle
Trennkost-Rezepte

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