Stress auf der Piste: richtiges Verhalten beim Skiunfall

© panthermedia.net, Thomas Rabbe

Skifahren ist schön. Aber auch gefährlich. Volle Pisten, rutschige Stellen, zu schnelles Tempo, Selbstüberschätzung u.a.m. sorgen dafür, dass Jahr für Jahr zahlreiche Wintersportler verunfallen. Dann ist man verpflichtet zu helfen. Und das am besten richtig.

Verschneite Hänge locken in den Wintermonaten unzählige Skifahrer und Snowboarder auf die Pisten. Die einen sind fit, gut ausgerüstet, rücksichtsvoll und sich ihrer Grenzen bewusst. Die anderen überschätzen ihr Können, vernachlässigen ihre Sicherheit (z.B. Skifahren ohne Helm, abseits der präparierten Pisten oder alkoholisiert) oder rasen rücksichtslos talwärts. Vor allem Letztere stürzen häufig oder stoßen mit anderen Pistenbenützern zusammen. Folge: Sie und/oder andere am Unfall Beteiligten verbringen einen Teil ihres Skiurlaubs oder auch Zeit darüber hinaus im Unfallkrankenhaus. Für manche endet der Winterspaß sogar tödlich.

Skifahren und Co. ist also gefährlich. Kommt es nun zu einem Unfall, befinden sich auf dem Hang einerseits ein oder mehrere Verletzte und andererseits – meist mehrere – Wintersportler, deren Hilfe gefragt ist. Die sollten dann wissen, wie sie vorgehen müssen.

Richtiges Verhalten beim Skiunfall

Stürze und Zusammenstöße auf der Piste sind kaum zu vermeiden. Umso wichtiger ist richtiges Verhalten bei einem solchen Wintersportunfall. Die drei wichtigsten Ziele dabei:

1.)    die eigene Sicherheit, die des Verletzten und der anderen Sportler nicht gefährden.
2.)    Hilfe holen.
3.)    dem Verunglückten Erste Hilfe leisten.

Unfallstelle markieren – Unfallopfer sichern

Die besten Kenntnisse in Erster Hilfe nützen nichts, kommt der Retter zu Schaden. Und der bereits Verletzte kann nicht gebrauchen, dass andere Pistenbenützer auf ihn prallen, weil diese nicht rechtzeitig erkennen können, dass hier ein Unfall passiert ist. Um unliebsame Folgen, d.h. weitere Verletzungen des Verunfallten sowie eine Gesundheitsgefährdung von Helfern und Pistenbenützern zu vermeiden, heißt also die erste Maßnahme: die anderen warnen, indem man die Unfallstelle markiert. Mit den Skiern des Unfallopfers (oder auch anderen, falls die nicht mehr dazu taugen oder weg sind), die man rund fünf bis zehn Meter oberhalb der Unfallstelle bzw. auf einer Kuppe, sollte sich der Verletzte hinter einer solchen befinden, überkreuz in den Schnee steckt. Ein gut erkennbares (z.B. rot- oder orangefarbenes) Kleidungsstück darüber hängen – v.a. bei schlechten Sichtverhältnissen.

In manchen Situationen ist die Kennzeichnung der Unfallstelle nicht genug. Beispielsweise in besonders steilem (Gefahr: Abrutschen des Verletzten) oder unübersichtlichem Gelände. Dann ist es besser, das Unfallopfer an einen (vor anderen Wintersportlern) geschützteren Platz – z.B. an den Pistenrand – zu bringen. Mit einer Einschränkung: Der Verunglückte sollte keine Kopf-, Nacken- oder Rückenverletzungen haben. Hier kann es zu Folgeschäden (z.B. Lähmungen) kommen, wird er bewegt. Dann ist es am besten, möglichst auf professionelle Hilfe (z.B. Pistendienst) zu warten.

Hilfe organisieren

Eigentlich führen es die meisten Menschen ohnehin ständig mit sich – ihr Handy. Das sollte beim Skifahren nicht anders sein, denn dann ist es kein Problem, rasch Hilfe herbeizuholen, passiert ein Unfall auf der Piste. Vorausgesetzt, man weiß die entsprechende Notrufnummer. 140 lautet sie für die österreichische Bergrettung. Am besten die Nummer einspeichern. Dann hat man sie im Bedarfsfall gleich parat. Kommt es zu einem Unfall, will die Notrufstelle wissen, wo genau sich der Unfallort befindet, wann er stattgefunden hat, wie viele Verletzte es gibt und auch Angaben zu den Verletzungen. Hat man kein funktionsfähiges Mobiltelefon zur Hand, bleibt als Ausweg, andere Pistenbenutzer um den notwendigen Anruf bzw. das Holen von Hilfe zu bitten. Oder auch das Liftpersonal um Beistand zu ersuchen. Dieses kann veranlassen, dass der Verunfallte per Akia abtransportiert wird.

Kälteschutz und Erste Hilfe

Zuallererst ist zu prüfen, wie schwer der Verunglückte beeinträchtigt ist. Indem man ihn anspricht. Reagiert er darauf, kann er mitteilen, wie es ihm geht. Ist er hingegen bewusstlos, muss geschaut werden: Atmet er? Hat er Puls? Falls nicht, sind Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage,  Mund-zu-Mund-Beatmung) notwendig.

Befindet sich der Verunfallte in einem Schockzustand (bleiche Haut, Pulsrasen, Frieren & Schweißausbrüche, verlangsamte Reaktionen, Orientierungslosigkeit), ihn flach auf dem Rücken, seine Beine aber erhöht lagern, ihn wärmen und so wenig wie möglich bewegen. Gleichzeitig beruhigend auf ihn einwirken (verbal, Körperkontakt).

Schmerzen im Bereich des Nackens bzw. der Wirbelsäule sollten an eine Verletzung derselben denken lassen. Ebenso ein Unvermögen, Finger oder Zehen bewegen oder spüren zu können. Dann darf das Unfallopfer nicht bewegt oder gar gedreht werden. Andernfalls drohen Lähmungen. Nach Absicherung der Unfallstelle, den Verletzten zudecken und so rasch wie möglich Hilfe holen. Dabei das Rettungsteam über die Art der Verletzung informieren, damit es die passenden Vorbereitungen treffen kann.

Besteht keine vitale Bedrohung, kann man sich schließlich um Verletzungen wie Prellungen, Brüche (betroffene Extremität ruhigstellen) oder – z.B. durch scharfe Kanten der Skier verursachte – Schnittwunden (z.B. Druckverband mit Schal) kümmern.

Unabhängig von den jeweiligen Verletzungen haben alle verunglückten Wintersportler ein Problem: Der Unfallort ist kalt und nass. Ergo drohen – v.a. wenn sie länger dort verweilen – Erfrierungen (Haut wird weiß und schmerzunempfindlich). Deshalb ist es wichtig, sie vor der Kälte zu schützen. Da Skifahrer und Snowboarder selten eine Rettungsdecke mit sich führen, sollten Helfer Verunfallte mit wärmenden Kleidungsstücken zudecken. Wenn keine Kopf- oder Rückenverletzungen bestehen, kann man ein Unfallopfer auch zusätzlich auf eine Skijacke legen. Das Aufwärmen muss langsam erfolgen!

 

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Link zu unserem Lexikon:
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