Sport & Krankheit: Wie gefährlich ist Bewegung, wenn man krank ist?

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Keine Ausrede mehr für (kranke) Sportmuffel: Bewegung hilft schließlich meistens auch dann, wenn sich bereits bestimmte Erkrankungen eingestellt haben. Zumindest unter gewissen Voraussetzungen. Manche Krankheitszeichen allerdings gemahnen doch zu Ruhe und Schonung.

Lange Zeit galt: Wer krank ist, muss sich schonen. Und so waren z.B. Asthmatiker vom Sportunterricht befreit, hielten chronisch von Kreuzweh Geplagte vorsorglich Bettruhe und setzten Depressive keinen Fuß ins Freie. Inzwischen empfiehlt die Medizin bei vielen Krankheiten Bewegung, Bewegung und noch einmal Bewegung, um gesünder zu werden. Denn unzählige Forschungen belegen die vielen unbestreitbaren heilsamen Effekte, die körperliche Aktivitäten auf den Verlauf bestimmter Leiden ausüben. Die eine oder andere Ausnahme gibt es da aber schon…

Asthma & Sport

Sportliches Training verbessert die Sauerstoffaufnahme und –verwertung, ermöglicht eine effektivere Ausschöpfung der Lungenreserven und lässt die Leistungsfähigkeit steigen. Und ganz wichtig für Asthmatiker: Belastungsabhängige Attacken von Atemnot treten immer später oder seltener auf. Um diesen erstrebenswerten Zustand zu erreichen, eignen sich Ausdauersportarten wie Walken, Laufen, Wandern in gemäßigten Höhenlagen, Radfahren, Schwimmen, Tanzen usw.

Liegt ein kälteinduziertes Asthma vor, gilt es aber, Sportarten wie etwa Skilanglauf zu meiden. Bei auf einer Pollinose beruhendem allergischem Asthma verbietet sich Outdoor-Sport in dem sensiblen Zeitraum (z.B. Gräserpollen: Frühling/Sommer). Zudem sollten Asthmatiker Art und Umfang des Sportprogramms mit ihrem behandelnden Arzt abstimmen sowie erst damit beginnen, wenn unter der ärztlich angepassten Asthma-Basistherapie längere Zeit kein Asthmaanfall mehr aufgetreten ist. Außerdem für eventuelle Notfälle immer einen Asthmaspray mitführen und – wichtig! – sich vor jeder Trainingseinheit aufwärmen, denn ein “Kaltstart“ mündet nur allzu leicht in einen Asthmaanfall.

Bluthochdruck & Sport

Regelmäßige, insbesondere kontinuierliche, rhythmische Bewegungen, wie sie beim Walken, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf, Wandern oder bei Gymnastik ausgeführt werden, stärken die Blutgefäße, verbessern die Durchblutung (v.a. des Herzmuskels), senken langfristig Ruhepuls und Blutdruck und entspannen.

Ungünstig hingegen können sich bei Hypertonie Sportarten mit statischer Halteleistung (z.B. Bodybuilding) und solche mit großem, kurzem Krafteinsatz, schnellen Bewegungen oder Stress auswirken wie Krafttraining an Geräten, Step-Aerobic, schneller Ballsport (Badminton, Squash, Basket-, Fuß-, Handball), Sportkegeln, alpiner Skilauf, Rudern oder Tauchen. Vor Trainingsbeginn sollte unbedingt eine sportmedizinische Untersuchung mit Erhebung des Belastungspulses und Festlegung der Trainingsintensität erfolgen. Bewegt sich der systolische Blutdruckwert in Richtung 200 mmHg, ist Sport tabu.

Herzinfarkt & Sport

Nach einem Herzinfarkt ist es wichtig, einem weiteren solchen Ereignis vorzubeugen mit gesundheitsförderlichen Maßnahmen wie Ausdauersport, etwa Walken, Radfahren, Bergwandern, Ski-Langlauf, Schwimmen oder leichte Gymnastik bzw. einem aktiven Lebensstil (z.B. Gartenarbeit, Treppensteigen statt Aufzug etc.).

Nicht empfehlenswert sind Krafttraining und an Stress oder Belastungsspitzen reiche Sportarten wie etwa schnelle Ballspiele. Auch nicht, ohne Begleitung zu sporteln. Zudem sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, wie der Trainingsplan beschaffen und worauf beim Sport geachtet werden muss.

Rückenschmerzen & Sport

Meistens beruhen Rückenschmerzen auf einer untrainierten Muskulatur und Verspannungen derselben. Die Wirbelsäule stabilisierende Bewegung wie Koordinations- und gezieltes Krafttraining, spezielle Rückengymnastik (“Rückenschule“), Rückenschwimmen, Kraulen, Wandern, Nordic Walking, Ski-Langlauf oder Tai Chi hilft, Muskelmasse aufzubauen, Verspannungen zu lösen, Körperhaltung und Koordination zu verbessern, sodass kaum noch Schmerzmittel nötig sind und Bandscheibenschäden verhindert werden.

Schnelle bis ruckartige Bewegungen oder Stauchungen der Wirbelsäule sowie starke Drehbewegungen oder kurzfristige Belastungen am Rumpf wie beim Tennis, Squash, Badminton, alpinen Skilauf oder intensiven Krafttraining an Geräten und Hanteln schaden dem Rücken aber. Der sollte vor Sportbeginn auf Bandscheiben- oder Haltungsschäden (ev. nötig: Versorgung mit Schuheinlagen) hin untersucht werden. Schmerzen sind auch bei sonst rückenfreundlichem Sport ein Zeichen, damit auszusetzen.

Gelenkprobleme & Sport

Bewegungsarmut verschleißt die Gelenke, denn dann saugt die als Stoßdämpfer wirkende, nicht durchblutete Knorpelschicht, weniger Nährstoffe aus der umgebenen Gelenkflüssigkeit auf. Sport stärkt Muskeln, Bänder und Sehnen, sodass diese die Gelenke stützen und entlasten. Am besten solcher mit ruhigen, fließenden Bewegungen und geringer Gelenksbelastung wie Schwimmen, Aqua-Jogging, Radfahren, Spazierengehen, Nordic Walking, Wandern, Koordinationstraining oder moderates Krafttraining (z.B. mit Thera-Band).

Rasche bis abrupte (Brems-)Bewegungen wie beim Springen, Hüpfen, Joggen auf hartem Untergrund, alpinen Skilauf, intensiven Aerobic, Squash, Hand- oder Fußball hingegen führen zu einer ungünstigen, starken Krafteinwirkung auf die Gelenke. Zudem: Wichtig ist das Tragen von gut angepasstem Schuhwerk, ev. auch Stützbandagen oder Einlegesohlen sowie das Meiden von Übungen, die Schmerzen verursachen.

Übergewicht & Sport

Eine Ernährungsumstellung bedeutet nur die halbe Miete, geht es ums Abnehmen. Die ebenso unerlässliche “andere Hälfte“ heißt Sport und zwar solcher, der Halteapparat und Herz schont sowie eine nur mäßige, aber langanhaltende Belastung gewährleistet wie Schwimmen (gelenkschonend), Radfahren, Walken, Wandern, Spazierengehen oder Skilanglauf. Und: einfach mehr Bewegung im Alltag (z.B. Gartenarbeit).

Nicht ratsam sind stark gelenksbeanspruchendes Joggen (besonders auf Asphalt), Aerobic oder Ballsportarten sowie plötzliche Überanstrengungen (Pulsfrequenzkontrolle!)

Diabetes & Sport

Regelmäßige sportliche Betätigung regt den Stoffwechsel an, normalisiert das Körpergewicht und hebt die Muskelmasse, senkt aber vor allem die Blutfett- und Blutzuckerwerte, was bei Typ 2-Diabetes ermöglichen kann, Antidiabetika teilweise oder auch ganz wegzulassen. Walken, Wandern, Radfahren, Schwimmen, Skilanglauf, Tanzen – alle Sportarten mit gleichmäßigen Bewegungsabläufen sind dabei zu bevorzugen. Später – bei ausreichender Fitness – sollte darüber hinaus kräftigende Gymnastik oder Gerätetraining betrieben werden. Anfangs genügen drei halbstündige Trainingseinheiten pro Woche, später dürfen es mehr und längere sein.

Sportarten mit extremen Leistungsspitzen können zu starker Unterzuckerung führen und eignen sich daher nicht für Zuckerkranke. Vor Beginn eines Sportprogramms empfiehlt sich eine ärztliche Bestimmung von Belastungspuls, Zucker- und Blutfettwerten sowie Trainingsintensität. Zudem ist es wichtig, bei Diabetes vor jeder Trainingseinheit den Blutzucker zu messen, niemals unter- oder überzuckert mit Sport zu beginnen (bei niedrigem Blutzucker erst etwas essen), während des Trainings auf Zeichen einer Unterzuckerung zu achten und für diesen Fall Traubenzucker mitzuführen.

Depressionen & Sport

Regelmäßiges (drei- bis fünfmal pro Woche 30 bis 60 Minuten), moderates Ausdauertraining, das Spaß macht, fördert die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und Dopamin (“Glückshormone“.  Es baut zugleich Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ab, stärkt – am besten kombiniert mit Entspannungsübungen – zudem durch positive Erfahrungen Körperwahrnehmung und Selbstbewusstsein. Als geeignet erwiesen haben sich Walken, Laufen, Wandern, Radfahren, Inline-Skaten, Schwimmen, Aquajogging, Aerobic, Gymnastik, Tanzen, Rudern, Skilanglauf, Ergometer- und sanftes Krafttraining.

Nicht günstig sind hingegen aggressive und wettkampforientierte sowie für Einsteiger schwer erlernbare komplexe Sportarten (z.B. Kampfsport) oder Leistungssport. Auch ist darauf zu achten, dass der gewählte Sport weder unter- noch überfordert und nur erreichbare Ziele anvisiert werden, damit es zu Erfolgserlebnissen kommt und nicht zu demotivierenden Versagensängsten, Stressreaktionen oder negativen Erfahrungen.

Gratwanderung: Sport & Infekte

Zahlreiche v.a. chronische Erkrankungen sind also – zumindest unter bestimmten Bedingungen – kein Grund, auf Sport zu verzichten bzw. bessern körperliche Aktivitäten sogar viele im Rahmen dieser Leiden auftretende Beschwerden. Wie sieht es nun aber bei akuten Infekten wie z.B. Erkältungen aus? Nun – ein banaler Schnupfen rechtfertigt meist noch nicht – sofern man sich sonst gut und fit fühlt, versteht sich – gleich das Handtuch zu werfen, geht es um ein moderates (!) Training. Kommt aber Fieber auf, ist das Fitnessstudio der falsche Aufenthaltsort und man tut gut daran, sich in Ruhe auszukurieren. Denn fiebrige Virusinfektionen (z.B. Grippe) sowie bakterielle Infekte bergen andernfalls die Gefahr, potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen wie etwa eine Herzmuskelentzündung zu hinterlassen, weil sportliche Anstrengungen zusätzlich das Immunsystem beanspruchen und so der Abwehr Kraft rauben, um die Viren oder Bakterien zu besiegen.

Nach fiebrigen Infekten sollte man auch nicht sofort wieder loslegen, sondern einige Tage pausieren und erst wieder starten, wenn die Symptome abgeklungen (mindestens zwei Tage Fieberfreiheit!) sind. Und dann ist nicht gleich volle Power angesagt, sondern ein sanfter Beginn mit langsamer Steigerung, bis man sich wieder auf dem gewohnten Level befindet. Jedenfalls ist es nie verkehrt, auf den eigenen Körper zu hören und im Zweifelsfall ärztlichen Rat einzuholen.

 

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Links zu unserem Lexikon:
Asthma (bronchiale)
Bluthochdruck
Herzinfarkt
Depressionen
Schnupfen allgemein
Fieber
Grippaler Infekt
Grippe (Virusgrippe/echte Grippe)