Sorbitunverträglichkeit: Ursachen – Symptome – Therapie

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Light-Produkte und Ähnliches sind oft gar nicht so leicht zu verdauen. Vor allem dann, wenn der Darm sich schwertut, das darin enthaltene Sorbit aufzunehmen. Das ist bei einer Sorbitunverträglichkeit der Fall. Die Folgen – meist Blähungen und Durchfall – sind zwar normalerweise verkraftbar, aber unangenehm. Einziges Mittel, das hilft: den Konsum von Sorbit einschränken. 

Sorbit (Sorbitol, Gluditol, Hexanhexol) ist ein Zwischenprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels, das – chemisch gesehen – zu den Alkoholen gehört und deshalb auch als Zuckeralkohol bezeichnet wird. Man findet es in natürlichen Nahrungsmitteln wie etwa einigen Obstsorten. Vor allem aber in industriell hergestellten Lebensmitteln (z.B. Senf, Mayonnaise, Ketchup, Salatdressings) in beliebig hoher Menge, wo es als Trägerstoff, Süßungs- oder Feuchthaltemittel dient. Hierzu wird Sorbit durch chemische Umsetzung von Traubenzucker bzw. aus Maisstärke gewonnen.

Mit 2,4 Kalorien pro Gramm liefert Sorbit etwas weniger Energie als Haushaltszucker (Saccharose: 4 kcal/g). Daher findet es als sogenannter Zuckeraustauschstoff Einsatz. Das heißt, man benützt es anstelle von Zucker zum Süßen, auch wenn seine Süßkraft nur halb so stark ist wie die der Saccharose. Das tun vor allem Menschen, die an Diabetes leiden oder die ihr Gewicht reduzieren wollen.

Die Substanz gelangt normalerweise durch die Darmwand ins Blut und wird dann in der Leber zu Glukose oder Fruktose umgebaut.

Was ist eine Sorbitunverträglichkeit?

Wie es genau zu dieser Verwertungsstörung kommt, ist bis dato noch nicht vollends geklärt. Jedenfalls führt eine verminderte bis fehlende Aufnahme von Sorbit im Dünndarm (Sorbitmalabsorption) dazu, dass das dort nicht resorbierte Sorbit von Bakterien im Dickdarm weiterverarbeitet wird, wobei Gase und andere Substanzen entstehen. Sie erzeugen Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung, ein Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen oder Bauchkrämpfe. Ebenso können Aufstoßen, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. Manchmal auch ein Brennen und Juckreiz am Darmausgang. Vermutlich durch eine von Fettsäuren verursachte Schleimhautreizung. Sie entstehen beim Abbau von Sorbit.

Dabei handelt es sich aber um keine allergischen Reaktionen, also keine Sorbit-Allergie. Denn sonst wäre das Immunsystem gegen den vermeintlichen Feind aktiv. Was bei der Sorbitintoleranz (Sorbitunverträglichkeit) aber nicht der Fall ist.

Die Sorbitunverträglichkeit kann allein auftreten (“isolierte Sorbitintoleranz“) oder – relativ häufig – in Kombination mit einer Fruktose-Intoleranz (Fruchtzucker-Unverträglichkeit) und/oder Laktoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit). Abgesehen davon vertragen Menschen mit einer reinen Fruktose-Intoleranz indirekt kein Sorbit. Denn einerseits behindert Sorbit die Resorption von Fruchtzucker im Darm. Andererseits wandelt der Organismus Sorbit in Fruchtzucker um.

Übrigens: Der Genuss von größeren Mengen Sorbit erzeugt auch bei Menschen ohne Sorbitunverträglichkeit Durchfälle. Denn der Zuckeralkohol wird vom Darm wesentlich langsamer aufgenommen als Glucose (Traubenzucker) und zieht daher Wasser in den Darm. Deshalb steht auf der Verpackung von Produkten mit einem Sorbit-Anteil von mehr als 10 Prozent der Hinweis “kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ zu lesen.

Wo Sorbit vorkommt

Als ergiebige Sorbitquellen gelten

  • Trockenfrüchte (z.B. Rosinen, Datteln)
  • Pflaumen und Weintrauben
  • Äpfel und Birnen
  • Marillen und Pfirsiche
  • Fruchtsäfte und Marmeladen aus den genannten Obstsorten
  • Diät-, Light- und Diabetikerprodukte
  • Kaugummis und Süßigkeiten wie z.B. Bonbons, Pralinefüllungen (“Weichmacher“)
  • Speiseeis und abgepackte Desserts (z.B. Kuchen, Nussschnecken, Muffins, Plätzchen usw.)
  • Limonaden und “Lightgetränke“
  • Weißwein, Weizenbier, Vollbier

Da Fertig- und Halbfertigprodukte gern Sorbit bzw. verwandte Verbindungen enthalten, ist auf bestimmte E-Nummern in der Zutatenliste zu achten, die in ihnen enthalten sein können. Produkte mit diesen Inhaltsstoffen meidet man bei einer Sorbitintoleranz dann besser. Sie lauten

  • E 420 (Sorbit)
  • E432 (Polyoxyethylen-sorbitan-monolaurat, Polysorbat 20)
  • E433 (Polyoxyethylen-sorbitan-monooleat, Polysorbat 80)
  • E434 (Polyoxyethylen-sorbitan-monopalmitat, Polysorbat 40)
  • E435 (Polyoxyethylen-sorbitan-monostearat, Polysorbat 60)
  • E436 (Polyoxyethylen-sorbitan-tristearat, Polysorbat 65)
  • E491 (Sorbitanmonostearat)
  • E492 (Sorbitantristearat)
  • E493 (Sorbitanmonolaurat)
  • E494 (Sorbitanmonooleat)
  • E495 (Sorbitanmonopalmitat)

Salze der Sorbinsäure hingegen wie E 202 (Kaliumsorbat) und E 203 (Kalziumsorbat), die als Konservierungsmittel Einsatz finden, gelten als unbedenklich.

Außer in Lebensmitteln findet sich Sorbit oft auch in

  • Medikamenten als Trägerstoff
  • Nahrungsergänzungsmitteln
  • Zahnpasta und Mundspüllösungen, wo Sorbit folgenlos bleibt, sofern keine großen Mengen an Zahnpasta/Mundwasser geschluckt werden.

Diagnose: Wie erkennt man eine Sorbitintoleranz?

Das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs kann bereits wertvolle Hinweise liefern, dass eine Sorbitunverträglichkeit vorliegt. In diesem gilt es zu vermerken

  • alle konsumierten Speisen und Getränke inklusive der Zeitpunkte ihres Verzehrs.
  • sämtliche Beschwerden inklusive der Zeiten ihres Auftretens.

Tatsächlich Klarheit aber erbringt ein sogenannter H2-Atemtest. Hierzu pustet der nüchterne Testkandidat in ein Atemtestgerät, das den Wasserstoffgehalt der ausgeatmeten Luft anzeigt. Dann erhält er eine sorbithaltige Lösung zum Trinken. Anschließend erfolgen in bestimmten Zeitabständen Messungen der Wasserstoffkonzentration in der ausgeatmeten Luft. Zeigt sich ein deutlicher Anstieg des Wasserstoffgehalts im Vergleich zum Nüchternwert, spricht das für eine Sorbitintoleranz. Denn bei der bakteriellen Verstoffwechselung von unverdautem Sorbit im Dickdarm entsteht unter anderem viel Wasserstoff, der nach Aufnahme in den Körper über die Ausatemluft abgegeben wird.

Therapie: Wie behandelt man eine Sorbitunverträglichkeit?

Eine Sorbitunverträglichkeit ist nicht heilbar. Dabei erweist sich die Menge an toleriertem, d.h. gerade noch vertragenem Sorbit als individuell sehr variabel (meist 10 bis 20 Gramm pro Tag). Die persönliche Toleranzgrenze muss jeder Mensch mit einer Sorbitintoleranz in Selbstversuchen herausfinden. Am besten so: Nach der Diagnosestellung zuerst für einige Wochen möglichst ganz auf (oben genannte) Sorbitquellen verzichten, bis sich der Darm erholt hat und die Beschwerden vollständig abgeklungen sind.

Aufgrund ihres geringen bis fehlenden Sorbitgehaltes eignen sich dann zur Ernährung

  • Kaffee ohne Süßstoff, Tee, naturbelassene Säfte aus sorbitfreiem Obst
  • Weizenmehl, Reis, Nudeln
  • unverarbeitetes Fleisch und Fisch, Wurstwaren ohne Zuckerstoffe
  • zusatzfreie Milch/Milchprodukte/Käse
  • Gewürzmischungen und Dextrose
  • Quitten, Mirabellen und Reneclauden
  • Hagebutten, Holunder- Sanddorn-, Brom-, Johannis- Preisel- und Stachelbeeren
  • Ananas, Bananen, Kiwis, Mangos
  • Wasser- und Honigmelone
  • Orangen, Grapefruits, Mandarinen, Zitronen
  • Avocados, Oliven, Erbsen, Kürbis, Salat, Tomaten, Zucchini
  • frische und getrocknete Feigen

Danach zuerst kleine und dann steigende Mengen an sorbithaltigen Lebensmitteln verzehren. Das heißt, alle paar Tage ein sorbithaltiges Lebensmittel in den Speiseplan aufnehmen und testen, ob man es toleriert. Kommt es zu Beschwerden, das jeweilige Lebensmittel wieder vom Speiseplan streichen. Auf die Art lernt man, was der Körper in welchen Mengen verträgt.

Übrigens: Wer an einer Sorbitunverträglichkeit leidet, sollte auch andere Zuckeralkohole wie Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactit (E 966) und Xylit (E 967) meiden. Sie können ebenfalls Blähungen und Durchfall auslösen.

Doch keine Bange: Auch wenn einmal zu viel Sorbit verzehrt wird, hinterlässt das keine bleibenden Schäden. Es kommt nur zu den bekannten Symptomen.

 

Weiterführende Links:
Nahrungsmittelallergie oder –intoleranz: Was macht den Unterschied?
Durchfall (Diarrhoe)
Verstopfung (Obstipation)
Blähungen (Flatulenz)