Mit der Kohlsuppendiät zur Traumfigur?

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Kohlsuppe, so oft und so viel man will – so lautet die Quintessenz einer relativ eintönigen Diät, die dennoch seit Jahrzehnten regen Zulauf findet. Weil sie verspricht, schnell viele Kilos loszuwerden. Genau diese beiden Tatsachen – Einseitigkeit und rasanter Gewichtsverlust in kurzer Zeit –  sind es, die Ernährungsexperten abraten lassen, sie länger zu praktizieren. Gegen eine kurzzeitige “Figuroptimierung“ mit der Kohlsuppendiät bei Gesunden ist aber nichts einzuwenden.

Vor allem wenn der Sommerurlaub winkt oder sich der Jahreswechsel ankündigt, haben Diäten Hochsaison. Dann sollen schnell ein paar Kilos weg, damit der Bikini wieder passt oder der Winterspeck nicht die neue Frühjahrskollektion sprengt. Daher wimmelt es in den Medien nur so vor Rezepten zum Erreichen eines “sagenhaften und unwiderruflichen“ Gewichtsverlusts. Und die meisten Diäten halten auch, was sie versprechen: Man nimmt ab mit ihnen. Eine Garantie für bleibende Schlankheit kann aber keine von ihnen geben. Denn viele sind nicht dazu gedacht, für ewig befolgt zu werden. Das ist auch gut so, sind manche doch recht einseitig und damit der Gesundheit abträglich. Das trifft auch auf die Kohlsuppendiät zu. Als kurzfristige Maßnahme für Gesunde, sich nach einer folgenreichen Völlerei wieder ein wenig leichter zu fühlen, eignet sie sich aber allemal.

Der Name ist Programm

Wann und wo genau die Kohlsuppendiät geboren wurde, bleibt bis heute ein Geheimnis. Was bei ihr auf dem Speiseplan steht, ist anhand ihrer Bezeichnung jedoch leicht zu erraten: Kohlsuppe in Hülle und Fülle, so viel man essen will (oder kann) und das Tag für Tag. Ist nicht jedermanns Sache, sollte man meinen. Dennoch erfreut sich die Kohlsuppendiät auch heute noch – Jahrzehnte nach ihrer Populärwerdung (1970er Jahre: USA: “magic soup“) – großer Beliebtheit, verspricht sie doch eine Gewichtsabnahme von bis zu acht Kilogramm pro Woche.

Die Idee dahinter: Beim Abnehmen soll erst gar kein Hungergefühl, das sonst oft zum Abbruch von Diäten führt, aufkommen. Darum gilt es, ein – kalorienarmes, versteht sich – Lebensmittel in den Mittelpunkt der Diät zu stellen, von dem beliebig viel verzehrt werden darf. In diesem Fall eben Kohlsuppe. Verfechter dieser Diätmethode schreiben dem Kohl nämlich einen Fatburner-Effekt zu, weil der Organismus angeblich deutlich mehr Kalorien aufbringen muss (“negative Kalorien“), um den Kohl zu verdauen, als das Gemüse enthält. Je mehr von der Suppe gegessen wird, umso intensiver soll diese deshalb die Fettverbrennung ankurbeln.

7-Tage-Diät

Angelegt ist das Konzept der Kohlsuppendiät in der Regel auf eine Woche, wobei der Speiseplan der meisten Varianten außer Kohlsuppe auch anderes beinhaltet. Wer sie länger einhalten will, kann mit dem siebentägigen Speiseplan immer wieder von vorne beginnen. Die klassische Form der Kohlsuppendiät sieht etwa so aus:

1. Tag: Obsttag: Neben der Kohlsuppe ist der Verzehr von Obst (außer Bananen und Honigmelonen) in beliebiger Menge gestattet.

2. Tag: Gemüsetag: Außer der Kohlsuppe darf rohes Gemüse (außer Mais und Erbsen) nach Wahl gegessen werden, abends eine große gekochte oder Ofenkartoffel mit 2 Esslöffel Magertopfen.

3. Tag: Rohkosttag: Kohlsuppe, Obst und Gemüse nach Belieben sind erlaubt.

4. Tag: Bananentag. Zusätzlich zur Kohlsuppe sollen drei Bananen sowie 250 ml Magermilch oder 250 g fettarmer Joghurt verspeist werden.

5. Tag: Geflügel- oder Fischtag. 200 g Geflügel oder magerer Fisch, in wenig Fett angebraten sowie sechs rohe Tomaten sind als Ergänzung zur Kohlsuppe vorgesehen.

6. Tag: Fleischtag: Ein mageres Steak, grünes Gemüse und Salat (ohne Dressing) vervollständigen neben der Kohlsuppe das Tagesmenü.

7. Tag: Reistag: Abgesehen von der Kohlsuppe steht Vollkornreis, Gemüse nach Wahl und 250 ml frisch gepresster Obstsaft auf dem Plan.

Einige Varianten der Kohlsuppendiät erlauben zusätzlich zu diesem Speiseplan z.B. morgens einen Eiweißshake und Obst, zum Mittagessen einen Obstsalat (aus einem Apfel, einer Birne, Orange, Kiwi und einer Portion Tiefkühl-Himbeeren), nachmittags einen weiteren Eiweißshake und zum Tagesabschluss eine Portion Erdbeeren, eine Mango und einen Orangen-Joghurt-Dip. Aber auch der klassische Plan an sich ist vielseitiger gestaltbar, etwa indem aus der Ofenkartoffel am 2. Tag durch Anbraten in wenig Fett und Zugabe einer kleinen geschnittenen Zwiebel Bratkartoffeln werden, oder Obst und Gemüse zu Smoothies und Säften verarbeitet werden. Das Fleisch am 5. oder 6. Tag eignet sich beispielsweise – klein geschnetzelt – auch ausgezeichnet als Suppeneinlage und verleiht ihr eine neue Geschmacksrichtung. Und auch Vegetarier kommen nicht zu kurz – sie ersetzen das Fleisch/den Fisch z.B. durch Tofu oder Frischkäse.

Nicht zuletzt unterliegt die Kohlsuppe selbst unzähligen Veränderungsmöglichkeiten, was auch notwendig ist, um ihren längerfristigen Genuss nicht zu gefährden. Etwa durch “Umgestaltung“ zum Eintopf mithilfe des Erdäpfels am Kartoffeltag, ein Hinzufügen von passierten Tomaten, Basilikum, Thymian und Oregano zwecks Verleihung eines mediterranen Flairs oder die Beigabe von Apfelstückchen oder Knoblauch oder Peperoni oder Wasabi usw., usf.
Unabhängig von der Spielart der Kohlsuppendiät ist es wichtig, täglich ausreichend (= zwei bis drei Liter) zu trinken – Wasser, Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertee, aber keine Limonaden oder gesüßten Obstsäfte, keinen Alkohol oder Kaffee.

Vorteil Einfachheit

Die Diät ist relativ einfach durchzuführen, denn sie verlangt keine besonderen Zutaten wie manch andere Abnehmkuren. Wasser oder Gemüsebrühe, Kohl, Karotten, Paprikaschoten, Sellerie, Tomaten, Zwiebeln und nach Belieben Kräuter und Gewürze (z.B. Chili, Kümmel) – all das findet man in jedem normalen Supermarkt und mehr braucht eine klassische Kohlsuppe nicht. Ihre Zubereitung geht recht schnell von der Hand und erfordert keine gefinkelten Kochkünste. Außerdem: Sie lässt sich auch (z.B. ins Büro) mitnehmen (z.B. in einem Thermosbehälter). Und portionsweise als Vorrat einfrieren. Im Eiskasten eingekühlt hält sie übrigens einige Tage. Für ganz Eilige gibt es auch Kohlsuppe in der Dose. Und sogar in Kapselform, was allerdings eher kritisch zu betrachten ist.
Die Beliebtheit der Kohlsuppendiät fußt sicher im Wesentlichen darauf, dass man bei ihr – im Gegensatz zu vielen anderen Diäten – keine Heißhungerattacken erleiden muss, denn sie verlangt keinerlei Mengenbeschränkung. Und zwar nicht nur hinsichtlich der im Zentrum stehenden Suppe, sondern auch in Bezug auf einige andere Lebensmittel, die bei der Diät auf dem Speiseplan stehen.

Nachteil Einseitigkeit

„Die“ Kohlsuppe, die bei dieser Diät zum Einsatz kommt, gibt es eigentlich gar nicht, sondern eine Vielzahl von Rezeptvarianten. Doch egal, welche Version der “magischen Suppe“ nun dafür sorgen soll, dass die Kilos purzeln, Ernährungswissenschaftler kritisieren die Diät ob ihrer Einseitigkeit als gesundheitlich bedenklich. Ihr fehle es an wichtigen Nährstoffen, meinen die Experten, sodass – zumindest bei längerem Einhalten der Diät – Mangelerscheinungen zu befürchten stehen. Außerdem beruhe der Gewichtsverlust nicht auf einer Fettburner-Wirkung des Gemüses, sondern vielmehr darauf, dass bei der Diät kalorienarm gegessen wird, was die körpereigenen Kohlenhydratspeicher leert und den Organismus entwässert. Da zu wenig Eiweiß zugeführt wird, kommt es darüber hinaus unerwünschterweise zum Abbau von Muskelgewebe. Dem auch nicht entgegengewirkt wird, denn Sport zählt nicht zu den Bestandteilen der meisten Spielarten der Kohlsuppendiät.

Zudem provoziert die drastische Gewichtsabnahme innerhalb kürzester Zeit, die die Diät für viele so attraktiv macht, den sogenannten Jo-Jo-Effekt. Anders gesagt, die verlorenen Kilos sind oft blitzschnell wieder da. Die abgebaute Muskelmasse nicht. Eine adäquate Ernährungsumstellung, um dauerhaft Gewicht zu verlieren oder zu halten, findet jedenfalls – wie bei anderen Crashdiäten auch – mit der Kohlsuppendiät nicht statt.

Einige Ernährungsfachleute raten Menschen mit einer Stoffwechsel- oder Kreislauferkrankung sogar generell von der Kohlsuppendiät ab. Das heißt nun aber nicht, dass sie prinzipiell gegen die Kohlsuppe ins Feld ziehen, liefert das Gemüse doch viele wertvolle Vitamine, Mineralien und sogar sekundäre Pflanzenstoffe, die im Ruf stehen, krebsvorbeugend zu wirken. Aber sie goutieren die Suppe nur, solange sie nicht über einen längeren Zeitraum als Hauptmahlzeit dient.

Nicht zuletzt machen viele Kohlsuppendiätler ziemlich bald drei unangenehme Erfahrungen:

1.)    Die recht strengen Vorgaben, die für die jeweiligen Diättage nur bestimmte Nahrungsmittel vorsehen, erlauben kaum Variationen, auch keine Restaurantbesuche oder mal eine kleine Nascherei zwischendurch. Folge: Der Heißhunger auf “verbotene“ Speisen steigt mit der Dauer der Diät. Ihre Eintönigkeit führt recht schnell dazu, dass die Motivation sinkt.

2.)    Es kostet zunehmend Überwindung, die Kohlsuppe, die einem zu Beginn der Diät vielleicht noch hervorragend gemundet hat, zu löffeln. Und das schon gleich morgens bzw. in großer Menge. So kann es kommen, dass sich bereits nach einigen Tagen Widerwille und Ekel gegen Geruch und Geschmack des Gemüses entwickeln. Das lässt sich auch durch Erprobung verschiedener Rezeptvarianten der Suppe meist kaum verhindern.

3.)    Kohl wirkt blähend. Die Auswirkungen davon schätzt die Umwelt oft nicht. Den penetranten und langanhaltenden Kohlduft, der beim Kochen der Suppe durch die Wohnräume zieht, auch nicht.

 

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