Metabolic Balance oder Dukan-Diät: wirksames Rezept gegen Übergewicht?
Ganz im Trend bei Abnehmwilligen liegen in den letzten Jahren auf den Nutzer bzw. dessen Stoffwechsel abgestimmte Ernährungsprogramme, die in mehreren Phasen ablaufen. Zwei davon – Metabolic Balance© und die Dukan-Diät – stellen wir Ihnen hier vor.
Abnehmen kommt anscheinend nie aus der Mode. Ernährungsvorschläge, die das bewirken sollen, unterliegen jedoch genauso wie Kleidung oder Make-Up Trends, die immer wieder wechseln. Zurzeit haben Low Carb (wenig Kohlenhydrate) Diäten mit persönlichem Touch die Nase vorn.
Metabolic Balance: individuelles Stoffwechselprogramm
Ein Übermaß an ungeeigneten Kohlenhydraten bei gleichzeitigem Mangel an Eiweiß, sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen und Spurenelementen kennzeichnet die Ernährung vieler Menschen der Wohlstandsgesellschaft. Hauptbestandteil ihres Speiseplans sind Nahrungsmittel mit hohem glykämischem Index (Auswirkung eines Kohlenhydrats auf den Blutzuckerspiegel) wie z.B. Nudeln, Kuchen oder zuckerhaltige Getränke. Sie treiben schnell den Blutzuckerspiegel in die Höhe und bewirken damit eine ständige Produktion des Hormons Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert, indem es Glukose (Traubenzucker) in die Zellen transportiert. Überschüssiger, d.h. von den Zellen nicht benötigter Zucker wird zu Fett verstoffwechselt. Folgen: Die Blutfettwerte steigen, die Fettreserven im Organismus auch und konsekutiv das Gewicht. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst oder Vollkornprodukte hingegen führen zu einem nur langsamen Blutzucker- und Insulinanstieg.
Basierend auf diesen Erkenntnissen haben der Internist und Ernährungsmediziner Dr. Wolf Funfack und die Ernährungstechnikerin DI Silvia Bürkle das Metabolic Balance® Programm entwickelt. Bei diesem erhält jeder Teilnehmer von seinem Betreuer einen individuellen Ernährungsplan mit einer Liste erlaubter und verbotener Lebensmittel sowie genauen Grammangaben für jede Mahlzeit. Der Plan beruht auf der EDV-unterstützten Auswertung eines Bluttests auf 36 Biomarker sowie eines Fragebogens mit Angaben zu persönlichen Ernährungsvorlieben, -abneigungen, Allergien u.a.m. des Abnehmwilligen. Der tägliche Energiegehalt der Diät beläuft sich auf 1.000 bis 1.500 Kalorien. Sie besteht aus vier Phasen:
- Phase 1: Die zweitägige Vorbereitungsphase dient der Entschlackung und Darmentleerung durch Abführen mit Glaubersalz oder Sauerkrautsaft. Auf den Tisch kommt Vollkornreis oder Kartoffeln und Obst oder Gemüse sowie reichlich Flüssigkeit (2 ½ – 3 Liter täglich).
- Phase 2: Diese strenge, mindestens zwei Wochen dauernde Umstellungsphase richtet sich nach dem individuellen Ernährungsplan mit täglich drei eiweißreichen, aber kohlenhydratarmen Mahlzeiten, zwischen denen mindestens fünf Stunden Nahrungskarenz liegen soll. Es gilt, den glykämischen Index der Lebensmittel zu beachten und die Regeln des Programms zu verinnerlichen.
- Phase 3: In dieser gelockerten Phase erweitert sich die Lebensmittelauswahl. Die Kalorienmenge steigt und es gibt sogenannte Schummeltage, an denen auch mal gesündigt werden darf. Ziel ist, die eigenen Körpersignale wieder richtig erkennen zu lernen.
- Phase 4: Die Erhaltungsphase schließlich erlaubt es, nach Belieben zu essen, wobei natürlich weiterhin die Grundregeln der Diät eingehalten werden müssen. Regelmäßige Termine beim Betreuer sollen das Zurückfallen in alte Essgewohnheiten verhindern.
Dukan-Diät: El Dorado für Fleischtiger
Auch sie läuft in vier Phasen ab. Und auch sie drosselt die Kohlenhydrataufnahme, allerdings drastischer. Auf die Eiweißzufuhr hingegen legt die vom französischen Ernährungswissenschaftler Dr. Pierre Dukan kreierte Diät größten Wert. Davon profitiert die Muskulatur, denn Proteine verringern den Muskelabbau. In Kombination mit Sport helfen sie auch beim Muskelaufbau. Abgesehen davon, dass sie recht lange satt machen und damit die Gewichtsreduktion unterstützen. Nicht erforderlich für die Durchführung des Programms sind Blutuntersuchungen oder die Einhaltung von mehrstündigen Pausen zwischen den Mahlzeiten. Auch keine Besuche bei einem Berater. Dafür aber eine Analyse per Online-Kalkulator zur Ermittlung des Idealgewichts und Diätplans (Protal).
Die Diät beginnt mit der maximal zehn Tage dauernden Angriffsphase, die lediglich den Genuss von Eiweiß und fettarmen Milchprodukten erlaubt. Davon allerdings so viel und in welcher Kombination man will. Zur Auswahl stehen mageres, fettfrei gebratenes oder gegrilltes Rind- und Kalbfleisch, Pute und Huhn ohne Haut, Innereien, Fisch, Meeresfrüchte, fettarmer Schinken sowie Eier. Außerdem Kaffee, Tee, Essig, Gewürze, Kräuter, Zitronen, Salz und Pfeffer. Nicht zur Debatte stehen andere als die soeben aufgelisteten Nahrungsmittel. Insbesondere Alkohol, Zucker, Fett, Gemüse, Obst, Brot und Schweinefleisch sind tabu. Um einen Heißhunger auf Kohlenhydrate zu vermeiden gibt es täglich eineinhalb Esslöffel Haferkleie. Obligatorisch sind eine Flüssigkeitszufuhr von zwei Litern Wasser und ein mindestens 20 Minuten langer Spaziergang pro Tag. Diese Radikalkur endet in der Regel in einem Gewichtsverlust von mehreren Kilos.
Die darauffolgende bis zur Erlangung des Zielgewichts währende Stärkungsphase dient der dauerhaften Umstellung der Essgewohnheiten und Stabilisierung der gerade stattgefundenen Abnahme. Die Kost erweitert sich nun um Gemüse wie Tomaten, Gurken, Spinat, Spargel, Lauch, Kraut, Pilze, Sellerie, Fenchel, grüner Salat, Auberginen, Zucchini, Paprika, Karotten, Rote Rüben und Artischocken. Roh oder mit ganz wenig Öl bzw. fettarmem Joghurt und Gewürzen zubereitet. Das liefert die notwendigen Ballast- und Vitalstoffe, kommt aber nur jeden zweiten Tag auf den Tisch. Die anderen Tage gibt es wie in der Angriffsphase nur Eiweiß. Oder man isst ein paar (z.B. fünf oder sieben) Tage lang lediglich Proteine, dann genauso viele Tage lang die Eiweiß-Gemüse-Kombination. Dazu kommen täglich zwei Esslöffel Haferkleie. Verboten bleiben Kartoffeln, Reis, Getreide, Linsen, Kichererbsen, Avocados und Obst. Der tägliche Spaziergang dehnt sich auf mindestens 30 Minuten aus. Die Gewichtsreduktion verläuft jetzt zumeist langsamer als in der Anfangsphase.
In der dritten, der Konsolidierungsphase wird zwar immer noch eiweißreich und fettarm gegessen, aber nun sind wöchentlich zwei dreigängige Genussmahlzeiten nach Belieben erlaubt, wobei man allerdings nicht allzu sehr über die Stränge schlagen sollte. Unabdingbar bleibt ein reiner Eiweißtag pro Woche. Neben den bisher schon gestatteten Lebensmitteln dürfen in dieser Phase auch ein Stück Obst und zwei Scheiben Vollkornbrot pro Tag, Käse, Nudeln, Schwein- und Lammfleisch verzehrt werden. Vom Speiseplan gestrichen bleiben Kartoffeln, Bananen, Kirschen, Weintrauben, Nüsse, Rosinen, Weißbrot und fetter Käse. Die Konsolidierungsphase beansprucht zehn Tage pro in der Stärkungsphase abgenommenem Kilo.
Zuletzt folgt die Erhaltungsphase, die für den Rest des Lebens anhält. Dann darf man an sechs Tagen der Woche essen was man will, am siebten wird ein kompletter Eiweißtag eingehalten. Es empfiehlt sich außerdem, die erworbenen Ernährungsregeln in den Alltag einzubinden, den täglichen Spaziergang beizubehalten und täglich drei Esslöffel Haferkleie einzunehmen, um das erreichte Wunschgewicht zu halten.
Keine Rose ohne Dornen
Es steht außer Frage – Gewicht verlieren lässt sich mit beiden Methoden. Und beide gestatten ein gewisses Maß an Individualität. Metabolic Balance® darüber hinaus auch persönliche Betreuung. Dennoch gibt es auch einige Kritikpunkte, die nicht ganz von der Hand zu weisen sind:
Metabolic Balance: Das für Uneingeweihte geheimnisvoll anmutende, weil nicht preisgegebene Programm lässt nicht nachvollziehen, wie es aus den erhobenen Daten zum jeweiligen Ernährungsplan kommt. Es erfordert neben dem zeitlichen Aufwand für die Termine bei einem lizensierten Betreuer auch einen finanziellen, denn die Teilnahme am Programm ist nicht kostenlos. Es darf auch bezweifelt werden, ob die strenge Diät lange eingehalten werden kann. Nicht zu Wort kommt das Thema Bewegung – eine wichtige Voraussetzung zur Gewichtsreduktion bzw. –stabilisierung.
Dukan-Diät: Die außerordentlich hohe Proteinzufuhr vor allem in der Angriffsphase kann die Nieren, die für die Ausscheidung der daraus entstehenden Stoffwechselprodukte zuständig sind, überfordern. Abgesehen davon bedingt die Eiweißlastigkeit der Diät eine gewisse Einseitigkeit, die nicht immer eine Vitaminzufuhr in ausreichendem Maß gewährleistet. Auch Athleten sind damit nicht unbedingt glücklich, weil Kohlenhydrate als wichtige Energielieferanten fehlen.
Weiterführende Links zu diesem Thema:
http://www.metabolic-balance.com/at/uebersicht.aspx
http://www.drdukan.de/dukan-diaet/
Datum: 28. Oktober 2013
Kategorien: Ernährung & Fitness