Fehlernährung: Nährstoffungleichgewicht mit Folgen
Weder zu dürftig, noch zu üppig und auch noch richtig zusammengesetzt muss sie sein – die tägliche Kost, die Gesundheit und Wohlbefinden gewährleisten soll. Entspricht sie diesen Vorgaben nicht, spricht man von Fehlernährung. Sie ist ein globales Phänomen.
Damit unser Organismus gesund bleibt und reibungslos funktioniert, braucht er regelmäßig die Zufuhr von Energie – sprich Kalorien – in Form von bestimmten Bausteinen wie Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten, außerdem Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) und Wasser. All das in ausreichender Menge, die je nach Alter, Geschlecht, Aktivitäten und Gesundheitszustand variiert. Langfristige Abweichungen hinsichtlich der Kalorien- oder Nährstoffmenge, d.h. eine falsche Kost zieht gesundheitliche Schäden nach sich, deren Natur sich danach richtet, was fehlt bzw. im Übermaß zugeführt wird. Eine Fehlernährung (Malnutrition) zeichnet sich also dadurch aus, dass sie in puncto Quantität (kalorische Über- oder Unterversorgung) und/oder Qualität (z.B. Einseitigkeit) nicht den physiologischen Erfordernissen entspricht. Sie stellt ein weltweites Problem dar – in den reichen Ländern ebenso wie in den armen.
Varianten der Fehlernährung
Ist die Kalorienaufnahme über längere Zeit zu gering, um dem Körper genug Energie zu liefern, spricht man von quantitativer Mangelernährung oder Unterernährung. Sie führt je nach dem Ausmaß der Unterschreitung des Energiebedarfs zu einem Gewichtsverlust bis hin zur Abmagerung und schlimmstenfalls zum Verhungern.
Fehlt es – bei ausreichender Kalorienmenge – an einzelnen oder mehreren Nahrungsbestandteilen, liegt eine Fehlernährung im Sinne einer qualitativen Mangelernährung vor. Dann kommt es zu Störungen verschiedener Abläufe im Körper, die sich in Form diverser Beschwerden bis hin zu Erkrankungen (z.B. Vitamin-Mangel-Krankheiten) äußern können.
Bestehen an beidem – der Kalorienmenge und wichtigen Nahrungsbestandteilen – Defizite, handelt es sich um eine kombinierte Mangelernährung (globale Malnutrition) mit entsprechenden Folgen.
Ein Zuviel an Kalorien, d.h. eine Überernährung wirkt aber ebenso schädlich, führt beispielsweise zu Übergewicht, das oft Folgekrankheiten (z.B. Diabetes Typ II) nach sich zieht. Auch ein Übermaß an einzelnen Nährstoffen (z.B. Hypervitaminose bei exzessiver Vitamin A- oder Vitamin D-Zufuhr) kann sich auf die Gesundheit negativ auswirken.
Ursachen einer Fehlernährung
Zu einem Mangel an einzelnen oder mehreren Nahrungsbestandteile über Wochen oder gar Monate kann es auf unterschiedliche Art kommen:
- durch falsches Ernährungsverhalten: Dieses liegt dann vor, wenn trotz eines ausreichenden Nahrungsangebots unausgewogen gegessen wird und die Nahrung daher nicht alle Nahrungsbestandteile im nötigen Umfang liefert. Ein solches Fehlverhalten kann anerzogen sein bzw. auf fehlenden Kenntnissen über gesunde Ernährung beruhen. Oder auf einer bewussten Einschränkung bzw. einem Verzicht auf bestimmte Nahrungsbestandteile (z.B. einseitige Diäten), um beispielsweise sein Idealgewicht zu erreichen. Oder es stellt sich aufgrund von Zeitdruck ein, sodass nicht mehr gekocht, sondern Fast Food und Fertiggerichte verzehrt werden.
- im Rahmen von psychischen Problemen wie z.B. Essstörungen: Bei der Anorexia nervosa (Magersucht), einer Körperschemastörung, bei der sich die Betroffenen zu dick wähnen, egal wie dünn sie in Wirklichkeit bereits sind, werden zu wenige Nährstoffe zugeführt, bis hin zu einem Ausmaß, dass die Krankheit tödlich verlaufen kann. Bei der Bulimie (Ess-Brech-Sucht) werden in Essanfällen Unmengen von Kalorien verschlungen, deren mögliche Konsequenz – eine Gewichtszunahme – Bulimiker abzuwenden versuchen, indem sie Maßnahmen zum Loswerden der aufgenommenen Kalorien (Erbrechen, Abführmittel) ergreifen. Mit dem Erbrochenen etc. gehen oft auch wertvolle Mineralstoffe etc. verloren. Essanfälle kennzeichnen auch die Binge Eating Disorder (Esssucht), bei der zwar reichlich Nahrung verzehrt wird, sodass aus der Essstörung meist Übergewicht resultiert, doch das bedeutet nicht, dass die Ernährung der Binge Eater ausgewogen sein muss. Tatsächlich fehlt es ihr oft an wichtigen Vitaminen und Spurenelementen.
- aufgrund finanzieller und gesellschaftlicher Aspekte: So lässt etwa Armut meist keine ausreichende bzw. ausgewogene Ernährung zu, denn sie erlaubt es kaum, wählerisch zu sein. Vor allem in den Entwicklungsländern wird naturgemäß gegessen, was vorhanden ist, wenn überhaupt etwas zur Verfügung steht. Zwangsläufig ist dabei zweitrangig, ob alle wichtigen Bestandteile in ausreichender Menge darin enthalten sind.
- bedingt durch einen gesteigerten Katabolismus, d.h. vermehrte Abbauprozesse im Stoffwechsel im Rahmen von Fastenkuren, Krebsleiden, Stoffwechselstörungen (z.B. bei Schilddrüsenüberfunktion, Nebennierenrindenschwäche, Diabetes) oder bei einem Eiweißverlustsyndrom (z.B. bei Leber- oder Nierenerkrankungen, Blutvergiftung).
- infolge eines erhöhten Nährstoffbedarfs z.B. in der Schwangerschaft, bei außergewöhnlichen Belastungen (z.B. Leistungssport, Verbrennungen) oder Infektionen (z.B. HIV)
- als Konsequenz einer unzureichenden Nahrungsverwertung durch eine unvollständige Aufspaltung der Nahrung (z.B. nach Magenteilentfernung, angeborene Enzymstörungen wie eine Milchzuckerunverträglichkeit), verminderte Nährstoffaufnahme im Darm (z.B. bei schwerem Durchfall, M. Crohn), einen Gallestau oder Parasitenbefall (z.B. Bandwurm).
- als Begleiterscheinung bestimmter Medikamente, z.B. solchen, die Übelkeit (Chemotherapeutika zur Krebsbehandlung), Durchfall (Abführmittel) oder eine Entwässerung hervorrufen.
- als Zeichen einer geistigen Beeinträchtigung (z.B. Demenz), die die Bewältigung scheinbar banaler Alltagsaufgaben wie Einkaufen oder die Nahrungszubereitung einschränkt.
- durch Veränderungen im Alter wie etwa eine zu niedrige Nahrungsaufnahme infolge Appetitlosigkeit, körperlichen (z.B. Zahnverlust, Schluckstörungen) und/oder geistigen Einschränkungen, psychischen, sozialen oder finanziellen Problemen, übermäßigem Alkohol- oder Medikamentenkonsum, akuten oder chronischen Krankheiten. Zudem haben allein lebende Senioren oft keine Lust, für sich zu kochen, weil sie denken, der Aufwand für sie allein lohne sich nicht.
Eine Fehlernährung erkennen
Die Beschwerden bei einer Fehlernährung hängen davon ab, wie lange diese bereits besteht und an welchen Nahrungsbestandteilen (häufig: Eisen, Jod, Vitamin A) es mangelt. Daraus resultiert eine große Bandbreite an möglichen – oft unspezifischen – Symptomen, die nicht immer gleich an eine Fehlernährung als Ursache denken lassen wie z.B. Gewichtsverlust, Blässe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit, Verdauungsprobleme u.v.a.m.
Die Diagnose einer Fehlernährung wird schließlich mittels Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) inklusive Eruierung der Nahrungszusammenstellung sowie Nahrungsgewohnheiten, körperlicher Begutachtung und Untersuchungen (z.B. Abwiegen, Blut-, Harnbefund) gestellt.
Eine Fehlernährung behandeln
Die Behandlung einer Fehlernährung richtet sich nach deren Ursache. Ihr vorrangiges Ziel besteht darin, dem Organismus wieder eine ausreichende Menge aller nötigen Nahrungsbestandteile zuzuführen. Diesem Zweck dient beispielsweise eine entsprechende Ernährungsumstellung, die Ausarbeitung und Einhaltung eines geeigneten Speiseplans. Unter Berücksichtigung persönlicher kulinarischer Vorlieben und Anpassung hinsichtlich der Konsistenz an die individuelle Kau- und Schluckfähigkeit. Bei Bedarf auch die Verabreichung von Vitaminpräparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln, wenn ein Mangel an Mikronährstoffen nicht allein durch eine ausgewogene Ernährung ausgeglichen werden kann. Zudem ist auf eine ausreichende tägliche Trinkmenge von mindestens eineinhalb bis zwei Litern zu achten.
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Datum: 14. Oktober 2015
Kategorien: Ernährung & Fitness