F.X. Mayr-Kur: Milch & Semmel-Diät als Gesundheitsrezept

© panthermedia.net / Natasha Breen

Die beste Nahrung nützt nichts, kann sie nicht regelrecht verdaut werden. Darauf basiert die Therapie der F.X. Mayr-Kur, ein ganzheitliches Heilverfahren, das darauf abzielt, den Magen-Darm-Trakt zu regenerieren und das Essverhalten zu schulen, um so diverse Beschwerden zu kurieren.

Unbestreitbar hängen Gesundheit und Wohlbefinden u.a. wesentlich von der Qualität und Zusammensetzung der verzehrten Nahrung ab. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn wie der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965) beobachtet hat, können Lebensmittel nur bei einer gesunden, leistungsfähigen Verdauung gut genutzt werden. Diese Erkenntnis verhalf ihm zur Entwicklung eines ganzheitlichen Ernährungskonzepts, das durch spezielles Fasten mit Semmeln und frischer Milch auf eine gründliche Regeneration des Darms abzielt.

Heilprinzipien: die drei “S“

Drei Heilprinzipien sind es, die den Darm genesen lassen: Schonung, Säuberung und Schulung.

Schonung: Sie dient der Entlastung, Erholung und Regeneration des Verdauungstraktes. Erreicht wird sie durch eine geringere Aufnahme von Lebensmitteln, etwa durch Teefasten, die “Milch-Semmel-Diät“, eine Ableitungsdiät oder ähnliche Schonkostformen. Welche davon passt, das klärt der Patient gemeinsam mit seinem behandelnden Arzt.

Säuberung: Bei diesem “Großreinemach von innen“ mithilfe der Einnahme von z.B. Bittersalz wird der Verdauungstrakt gereinigt, entschlackt, entsäuert und entgiftet. Zudem regt reichliche Flüssigkeitszufuhr (Wasser oder Kräutertees) die Tätigkeit des Darms und anderer Ausscheidungsorgane wie Lunge, Nieren, Haut etc. an. Dem gleichen Zweck dienen Methoden, die das Schwitzen fördern wie Sport, Saunagänge oder Dampfbadbesuche. Auch Kneipp-Anwendungen, Kräuterbäder und verschiedene physikalische Behandlungsmethoden unterstützen die Säuberung.

Ein besonderes Verfahren zur Aktivierung sämtlicher Verdauungsfunktionen ist die ärztlich durchgeführte manuelle Bauchbehandlung. Sie belebt die Peristaltik (Darmbewegungen), löst Staus in der Leber, Bauchspeicheldrüse und den Darmdrüsen, bringt die Blut- und Lymphzirkulation in Schwung und vertieft die Atmung.

Schulung: Sie verhilft zu einer Umstellung der Essgewohnheiten und einem Training der Körperfunktionen. Dazu gehören

  • das richtige Kau- und Essverhalten, denn die Verdauung beginnt bekanntlich bereits im Mund, (Kauschulung).
  • das regelmäßige Trinken gesunder Flüssigkeiten.
  • ein Überdenken der Ernährungs- und Lebensweise.
  • Bedacht zu nehmen auf die Tatsache, dass der Verdauungstrakt nicht zu jeder Zeit die gleiche Leistungsfähigkeit besitzt. Sie ist morgens am höchsten und erreicht abends einen Tiefstand.  Vier bis fünf Stunden sollten zwischen den Mahlzeiten liegen, damit die Nahrung gut verdaut werden kann.
  • die Beachtung der Essensmenge: Jedes Zuviel überfordert die Verdauung – vor allem abends.
  • die manuelle Bauchbehandlung.

Wogegen hilft eine F.X.-Mayr-Therapie?

Die diätetische Behandlung basiert auf einer der ältesten Heilmethoden, dem Fasten. Sie kann diverse Beschwerden lindern, dient jedoch darüber hinaus der Verbesserung des Allgemeinzustandes, der Gesundheitsvorsorge, Aktivierung der Selbstheilungskräfte, Regeneration und Vorbeugung vorzeitiger Alterungsprozesse. Sie hilft bei:

  • Verdauungsproblemen wie Darmträgheit, Durchfall-Neigung oder Blähsucht, Magen-, Leber- und Gallenleiden, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie Pilzbefall des Darms
  • Stoffwechselstörungen (z.B. metabolisches Syndrom) und Übergewicht
  • Herz-Kreislauf-Leiden wie z.B. Bluthochdruck
  • (Weichteil-)Rheumatismus
  • Kopfschmerzen
  • Läsionen des Bewegungsapparates: Wirbelsäulen- und Bandscheibenleiden, Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen (z.B. Zervikal-, Lumbalsyndrom)
  • stressbedingten, vegetativen und psychosomatischen Störungen, körperlichen und psychischen Erschöpfungszuständen, Infektanfälligkeit
  • Hautleiden (Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne, chronische Ekzeme) und Allergien
  • Nieren-, Blasen- und Unterleibsbeschwerden (z.B. Inkontinenz)
  • Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenmissbrauch

Unterernährte (z.B. Magersucht), Schwangere, Stillende und Schwerkranke sollten von der Behandlung Abstand nehmen.

Was dem Kurwilligen fehlt und ob er sich zu dieser Therapie eignet, das ermittelt der dafür eigens ausgebildete Arzt (ÖÄK-Diplom in “Diagnostik und Therapie nach Dr. F.X. Mayr“) anhand üblicher klinischer Untersuchungen und von F.X. Mayr entwickelter diagnostischer Kriterien (z.B. Haltung, Form des Bauches, Gesichts- und Hautveränderungen, Brustkorbverformungen) zur Erkennung von Abweichungen vom Idealzustand des Verdauungsapparates und Gesamtorganismus.

Die Kur

Am besten wirkt eine F.X. Mayr-Therapie in Form einer drei- bis vierwöchigen Kur in einem dafür ausgerüsteten Kur-, oder Gesundheitshotel mit ärztlicher Betreuung. Möglich sind aber auch Kurzkuren (ein oder zwei Wochen) sowie eine ambulante Kur bei einem niedergelassenen Arzt. Eine erfolgreiche F. X. Mayr-Therapie beginnt schon vor der Kur – mit einer Entlastungswoche, in der bereits weniger Nahrung gegessen wird und Gebackenes, Frittiertes, in Fett Gebratenes, fette Lebensmittel (Wurst, Schweinefleisch), schwer Verdauliches (rohes Gemüse, zu viel Obst), Süßigkeiten, Alkohol und starker Kaffee tabu sind.

Zentraler Bestandteil der Kur ist die Milch-Semmel-Diät, d.h. zweimal täglich gibt es eine altbackene (2 – 3 Tage alte) Semmel und 250 ml frische Milch. Das klingt eintöniger, als es ist, denn statt Milch kann auch Sauermilch oder Joghurt gegessen werden. Bei Laktose-Intoleranz (Kuhmilch-Unverträglichkeit), Veganertum etc. sind andere Milcharten (z.B. Soja-Milch) erlaubt. In Abwandlung der klassischen Milch-Semmel-Diät können bei der Kur statt der Semmeln z.B. Vollkorn-Dinkelbrötchen auf dem Plan stehen. Bei Glutenunverträglichkeit darf es natürlich auch glutenfreies Gebäck sein.

Je nach Zustand und Erkrankung(en) des Fastenden kann die Diät sich nach seinen individuellen Erfordernissen richten und z.B. auch Eiweißzulagen und Basensuppen umfassen. Eine sogenannte milde Ableitungsdiät (sehr schonende, warme Vollwertkost) eignet sich zur sanften Ausleitung aus der strengen Milch-Semmel-Kur sowie als Alternative zur klassischen F.X.Mayr-Kur für besonders Schonungsbedürftige. Ergänzend werden häufig zur Verhinderung einer Fastenazidose (Übersäuerung) basische Mineralsalze in Form von Basenpulver zugeführt, zur Vermeidung von Mangelerscheinungen oft auch Vitamine.

Der ungestörte (ohne Ablenkungen wie z.B. Fernsehen) Verzehr mit langsamem Kauen (40 mal) kleiner Bissen der Semmel und dazwischen der Einnahme von kleinen Schlucken der Milch trainiert (“Kauschulung“) bewusstes Essen. Denn viele Menschen schlingen sonst eher rasch und achtlos ihre Mahlzeiten hinunter, was oft dick und krank macht (Enteropathie-Syndrom), da die Nahrung teilweise in Fäulnis- und Gärungsprozessen zersetzt statt ordentlich verdaut wird (intestinale Autointoxikation). Das überlastet den Verdauungstrakt, beeinträchtigt aber auch andere Organe und den Stoffwechsel. Ziel dieses Heilfastens ist, durch die absolute Aufmerksamkeit beim Essen verschiedene Geschmacksnuancen und das Sättigungsgefühl (wieder) wahrzunehmen.

 

Weiter führende Links:
Internationale F.X.-Mayr-Gesellschaft 
F.X.-Mayr-Ärzte 

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