Schneeblindheit: zu viel Licht verursacht schmerzhafte Symptome
Das Sehvermögen hängt unter anderem von der Helligkeit der Umgebung ab. Wenn allerdings zu viel Licht die Augen überstrapaziert, kommt es zur Photokeratitis (Schneeblindheit). Außer dieser zumeist heilbaren sofortigen Schädigung der Hornhaut können UV-Strahlen am Auge auch langfristige Veränderungen verursachen. Im allerschlimmsten Fall entsteht dann eine echte Blindheit.
Zünftige Bergtouren oder ausgelassener Pistenspaß ohne qualitativ hochwertige Sonnenbrille können böse Folgen haben, denn mit zunehmender Höhe steigt die UV-Einstrahlung (auch bei Nebelsonne!). Besonders wenn sie auf unverschmutzten Neuschnee, der das Sonnenlicht fast vollständig reflektiert, trifft, entsteht dann gern – meist erst einige Stunden nach der Sonnenexposition – an den ungeschützten Sehorganen eine Keratitis solaris, ein “Sonnenbrand in den Augen“. In diesem Fall spricht der Mediziner von einer Aktinischen Keratopathie oder Photokeratitis, besser bekannt als “Schneeblindheit”. Sie erholt sich bei Dunkelheit und adäquater Behandlung wieder, kann aber auch später noch für Augenprobleme sorgen.
UV-Licht trifft Auge
Damit bei normaler Lichtexposition und auch mäßiger Einwirkung von UV-Strahlen das Auge keinen Schaden nimmt, absorbiert seine Hornhaut einen Großteil der auf sie treffenden UV-A- und UV-B-Strahlen des Sonnenlichts und schützt so die Netzhaut, vor allem das für das scharfe Sehen zuständige Areal, die Makula lutea (gelber Fleck). Gelangt aber zu grelles (Sonnen)Licht oder besser gesagt zu viel von den darin enthaltenen UV-Strahlen – wie etwa im Hochgebirge (beim Skisport), auf dem Meer in südlichen Zonen oder in großen Höhen (z.B. Flugzeugcockpit) – ins ungeschützte Auge, führt das zur Schneeblindheit.
Eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit, denn die von der Hornhaut absorbierte Strahlung lässt sie aufquellen und zerstört deren oberste Zellschicht, die dann mit dem Lidschlag abgelöst wird und Nervenenden freilegt. Typischerweise kommt es zu einem Fremdkörpergefühl (wie Sand im Auge), starken Schmerzen, zu einem kompensatorisch vermehrten Tränenfluss und einer extremen Lichtempfindlichkeit. Diese Symptome sind Ausdruck einer gestörten Benetzung des Auges, weil die intensive UV-Strahlung die fetthaltige äußerste Schicht des Tränenfilms zerstört, sodass die darunter befindliche wässrige Schicht verdampft und damit die Hornhaut ungeschützt blank liegt. Oft begleitet von einer starken Augenrötung (Zeichen einer Bindehautentzündung), Schwellungen der Augenlider und Lidkrämpfen.
Doch UV-Bestrahlungen der Augen können auch später noch ein Nachspiel haben. Etwa chronisch trockene Augen oder die Entwicklung eines Pterygiums (Flügelfell, nur chirurgisch behebbare Bindehautwucherung). Auch Bindehautmelanome dürften durch UV-Strahlen verursacht werden. Ebenso der Graue Star, denn UV-Licht wird auch in der Linse absorbiert. Kinderaugen sind lichtdurchlässiger und damit besonders empfindlich, das Risiko für bleibende Schäden an der Netzhaut und Linse deshalb hoch.
Die Kombination Höhe, Sonne und Schnee ist eine häufige, aber nicht alleinige Ursache der Schneeblindheit. Diese kann auch beim Sonnenbaden am Strand auftreten, wenn Wasser oder Sand die UV-Strahlung reflektiert, was eine zusätzliche indirekte Bestrahlung bedeutet. Ebenso durch künstliche UV-Quellen wie UV-Lampen oder bei starker Lichteinstrahlung beim ungeschützten Elektroschweißen, weshalb die Erkrankung auch Keratitis photoelectrica oder Verblitzung genannt wird.
Ab zum Augenarzt!
Erstes Warnsignal einer sich entwickelnden Photokeratitis ist oft ein Trockenheitsgefühl in den Augen. Weitere Hinweise sind ein Reibegefühl bei Lidschlag oder auch ein Brennen bei offenen Augen. Dann ist auf jeden Fall eine augenärztliche Kontrolle angesagt, denn Hornhautentzündungen können Vernarbungen, die das Sehvermögen beeinträchtigen, hinterlassen. Weitere mögliche Komplikationen sind Verzögerungen im Heilungsprozess und Superinfektionen, die schlimmstenfalls zu einer echten Erblindung führen können. Hornhautschäden erkennt der Augenarzt durch Begutachtung der Augen mit der Spaltlampe.
Unterstützt von einer Vitamin A-Salbe zur Hornhautregeneration und antibiotischen Salbe zur Vorbeugung von Sekundärinfektionen sowie einem Schmerzmittel, kühlenden Umschlägen und dem Aufenthalt in abgedunkelten Räumen heilt die Photokeratitis innerhalb von einigen Tagen meist wieder ab.
Einer Schneeblindheit vorbeugen
Schneeblindheit bzw. Verblitzung entsteht in den meisten Fällen, weil keine Sonnen- oder Schutzbrille getragen wird. Um eine Keratitis solaris zu vermeiden genügt es jedoch nicht, irgendeine Brille zu verwenden. Dunkle Brillen mit geringem oder keinem UV-Schutz können sogar mindestens ebenso gefährlich sein wie sich schutzlos der UV-Strahlung auszusetzen. Denn die dunkle Tönung bewirkt eine Weitung der Pupillen, sodass die Augen noch mehr von der nicht durch die Brille abgehaltenen Strahlung abbekommen.
Schutz gegen eine Photokeratitis bieten nur gut sitzende Sonnenbrillen mit 100-prozentigem UV-Schutz, am besten eine rundum geschlossene Brille mit UV-Filter (Gletscherbrille), die anders als normale Sonnenbrillen keine Strahlung an der Seite oder von unten durchlässt.
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Datum: 28. Dezember 2015
Kategorien: Augen