Fremdkörper im Auge: Augenschutz rettet das Augenlicht
Harmlose, kleine Fremdkörper wie etwa ein Staubkorn oder eine Wimper kann man selbst entfernen. Sonst aber ist rasche Hilfe vom Augenarzt angesagt, gerät ein Fremdkörper ins Auge. Schließlich ist das Augenlicht ein kostbares Gut, das man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollte.
Eigentlich verfügen die Augen über mehrere Schutzmechanismen: Augenbrauen und Wimpern fangen Flüssigkeiten wie z.B. Schweiß und feste Stoffe wie z.B. Staub ab, bevor sie in die Augen gelangen können. Die Augenlider decken beim Schließen die Augen ab und bewahren so die Sehorgane vor dem Kontakt mit potenziell schädlichen Substanzen. Und die Tränendrüsen produzieren Tränenflüssigkeit, die im Bedarfsfall, wenn also z.B. doch etwas Staub ins Auge gerät, diesen wieder rausspülen und zusammen mit den Lidern die Augenoberfläche reinigen. Doch unglückliche Umstände oder auch Unachtsamkeit können dazu führen, dass trotz allem Fremdkörper im Auge landen, die dort verbleiben. Was dann zu tun ist, lesen Sie hier.
Wie kommt ein Fremdkörper ins Auge?
Es geht ganz leicht: ein Windstoß und schon ist etwas Sand oder Staub im Auge. Oder ein Insekt, eine abgeschilferte Wimper oder verrutschte Kontaktlinse verfängt sich unter dem Augenlid. Dann beginnt das Auge zu tränen oder auch schmerzen, der Lidschlag wird schneller (Augenzwinkern, Blinzeln) und das aufkeimende Fremdkörpergefühl verleitet dazu, das Auge mit den Fingern zu reiben. Mit solchen Bagatellen wird der Organismus in der Regel selbst fertig und schafft es in oben erwähnter Manier, diese meist harmlosen Fremdkörper wieder loszuwerden. In der Regel lassen kurz danach die Beschwerden nach.
Doch manchmal gelangt auch anderes ins Auge, das dort nicht hingehört. Etwa Metallsplitter (z.B. bei Schleifarbeiten) oder Pflanzenteile. Bleibt der Eindringling in der Hornhaut stecken, können sich – vor allem bei Lidschluss – Schmerzen einstellen, eine Rötung des Auges, Schwellung des Augenlides, Lichtempfindlichkeit und ein Verschwommensehen.
Oder – schlimmer noch – ein Fremdkörper perforiert den Augapfel. Hinweise auf eine gröbere Verletzung können sein, wenn das Auge stark schmerzt und/oder sich sichtbar verändert (z.B. rötet), blutet oder Ausfluss erzeugt. Ist die Iris (Regenbogenhaut) nicht mehr rund, sondern oval oder verzogen, spricht das dafür, dass der Augapfel eröffnet ist.
Nicht immer aber ist ein Fremdkörpergefühl mit einem tatsächlichen Fremdkörper im Auge verbunden. Es kann auch bei Augenerkrankungen wie einer Bindehautentzündung, Hornhautentzündung oder Keratoconjunctivitis sicca (trockene Augen) auftreten. Was wirklich schuld daran ist, kann nur der Augenarzt abklären.
Eindringtiefe bestimmt Erste Hilfe Maßnahmen
Glücklicherweise gelangen die meisten Fremdkörper nur an die Oberfläche des Auges, d.h. sie befinden sich an der Hornhaut, Bindehaut oder Innenseite der Lider. Gelegentlich aber bohren sie sich in den Augapfel. Dann liegt ein akuter Notfall vor.
Handelt es sich um ein oberflächlich liegendes Staubkorn, eine Wimper oder Ähnliches kann man versuchen, den Fremdkörper mit folgenden Manövern zu entfernen:
- Mit einem angefeuchteten, sauberen Tuch vom äußeren Augenwinkel zur Nase hin wischen.
- Das Auge bei seitlich gehaltenem Gesicht mit klarem Wasser ausspülen.
- Wenn sich der Übeltäter unter dem Oberlid befindet, nach unten blicken, das Oberlid über den Augapfel und die untere Lidkante ziehen und das Auge bewegen, damit die Wimpern des Unterlides den Fremdkörper nach unten wischen. Kommt er zum Vorschein, ihn mit einem sauberen Taschentuch in Richtung Nase wegtupfen.
- Falls sich der Fremdkörper unter dem Unterlid versteckt, nach oben schauen und das Unterlid nach unten ziehen. Wird er sichtbar, ihn mit einem sauberen Taschentuch in Richtung Nasenwurzel wegtupfen.
Gerät ein Dorn, Glas-, Metall-, Holzsplitter oder ein anderer gefährlicher, d.h. größerer und/oder scharfkantiger Gegenstand ins Auge, beide Augen mit einem keimfreien Tuch, Verband oder Plastikbecher locker abdecken, um Augenbewegungen möglichst zu vermeiden und sofort einen Augenarzt oder eine Augenklinik aufsuchen bzw. im Zweifelsfall die Rettung (Tel.: 144) alarmieren. Keinesfalls Versuche unternehmen, selbst den Eindringling aus dem Auge zu holen, das Auge berühren oder gar reiben, da sonst die Hornhaut Gefahr läuft, zerkratzt zu werden, was zu einer Sehbeeinträchtigung bis hin zur Erblindung führen kann. Zudem drohen Entzündungen des Augeninneren (Endophthalmitis). Bei einer Penetration (Eindringen) eines Gegenstandes ins Auge muss dieser an Ort und Stelle belassen werden, da ein Herausziehen zusätzliche Schäden verursachen kann.
Auch wenn die Beschwerden nach Entfernung eines harmlosen Fremdkörpers nicht verschwinden wollen, ist der Gang zum Augenarzt angesagt.
Geraten Chemikalien ins Auge, heißt es, das Auge intensiv mit viel sauberem Wasser auszuspülen und ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen.
Beim Augenarzt
Der Augenarzt tropft zwecks Schmerzlinderung eine örtliche Betäubung und zwecks Färbung unter Blaulichteinwirkung und damit Erkennung von Fremdkörpern und Erosionen (Defekte) der Hornhaut eine fluoreszierende Substanz ins Auge, untersucht dieses mit Hilfe einer Spaltlampe und entfernt – nach dem Ektropionieren (Umstülpen mit Hilfe eines Stäbchens oder speziellen Instruments namens Desmarres’scher Lidhalter) des Ober- oder Unterlides – den/die Fremdkörper. Dann verschreibt er eine antibiotische oder entzündungshemmende Salbe oder Tropfen, um eine Augeninfektion und Bildung von Hornhautgeschwüren zu verhindern. Mindestens bei gröberen Läsionen legt er zum Schutz des Auges einen Augenverband an. Da Hornhautverletzungen schmerzhaft sind, kann auch die Verabreichung von Schmerzmitteln erforderlich sein.
Was nach der Fremdkörperentfernung für einige Zeit bleiben kann, ist ein Gefühl, als sei er noch im Auge. Hornhautverletzungen heilen aber für gewöhnlich innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen ab, sofern sich keine Komplikationen einstellen. Nur selten entwickelt sich eine wiederkehrende Hornhautverletzung, d.h. nicht ausgeheilte Läsion, weil die neu gebildeten Zellen nicht richtig anwachsen. Mit Symptomen wie Schmerzen nach dem Aufwachen, Lichtempfindlichkeit, tränenden Augen, Lidkrämpfen und verschwommener Sicht.
Stellt der Augenarzt eine Perforation (Durchstoßung) des Augapfels fest, überweist er den Verunfallten auf der Stelle in eine Augenklinik, wo – sofern notwendig – rasch ein operativer Eingriff (Wundverschluss, ev. Hornhauttransplantation) stattfindet. Ein intraokularer (tief im Auge sitzender) Fremdkörper muss unbedingt beseitigt werden. Sonst drohen schwerwiegende Folgeschäden wie ein Eindringen von Keimen mit nachfolgender Entzündung, Ablagerungen (z.B. Chalkosis = Kupferablagerung, Siderosis = Eisenablagerung) mit Schädigung diverser Augenstrukturen und krankhaften Veränderungen des Auges (Netzhaut!) bis hin zur Erblindung oder gar dem Verlust des Auges.
Vorbeugung
In vielen Fällen bewahren Schutzbrillen vor berufsbedingten Augenverletzungen – etwa beim Fräsen, Schweißen, Sägen, Schleifen oder der Verwendung ätzender Flüssigkeiten. Das gleiche gilt für Tätigkeiten im Haus oder Garten sowie bei vielen (Ball-)Sportarten. Vor allem bei Über-Kopf-Arbeiten sollte die Sicherheitsbrille die Augen komplett abschirmen, damit eventuell sich lösende und herumfliegende Teile wie z.B. Metallsplitter nicht mit Wucht ins Auge schießen. Beim Gärtnern wiederum ist besonders beim Umtopfen von Pflanzen mit Dornen oder spitzen Blättern, beim Heckenschneiden und Häckseln Vorsicht geboten.
Links zu unserem Lexikon:
Bindehautentzündung
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Datum: 10. November 2015
Kategorien: Augen