Asthma: Sport tut Asthmatikern gut
Asthma und Sport – das galt früher als Widerspruch. Aktuelle Untersuchungen aber belegen: Regelmäßige Bewegung wirkt der anfallsweisen Atemnot entgegen. Auch und gerade bei Anstrengungsasthma.
Sportverbot betrachtete die Medizin früher als eine Maßnahme gegen Asthma. Heute aber weiß man: Regelmäßiges sportliches Training verbessert die Lungenfunktion, wovon besonders Asthmatiker profitieren, denn dadurch steigt die Reizschwelle für die Auslösung eines Asthmaanfalls. Zudem steigert körperliche Betätigung Leistungsfähigkeit und Ausdauer, stärkt die Atemmuskulatur und reduziert so die Atemarbeit.
Resultat: Die Atmung fällt leichter. Der Sauerstoff wird besser verwertet, der Schleimabtransport in den Bronchien angeregt. Die Lungenreserven werden effizienter genutzt. Die Krankheit tritt weniger heftig in Erscheinung. Vorausgesetzt, bestimmte Vorsorgemaßnahmen und die ausgesuchte Sportart stimmen.
Sport trotz Anstrengungsasthma?
Eine häufig vorkommende Form der anfallsweisen Atemnot ist das sogenannte anstrengungsbedingte Asthma (Anstrengungsasthma, anstrengungsinduziertes Asthma, AIA), das in der Regel wenige Minuten nach Beginn einer körperlichen Belastung – wie eben z.B. Sport – auftritt. Die Luftnot verschwindet normalerweise innerhalb rund 30 Minuten nach Beendigung der Anstrengung wieder. Allerdings nicht komplett. Die Verengung der Atemwege lässt sich anhand einer Lungenfunktionsprüfung noch stundenlang nachweisen.
Nun gibt es beim AIA aber ein scheinbar seltsames “Durchlauf“-Phänomen: Bis zu vier Stunden nach dem Auftreten der Atembeschwerden führt eine neuerliche Belastung nicht zu genauso starken Symptomen, sondern zu geringeren. Das dürfte auf die Freisetzung körpereigener bronchienerweiternder Botenstoffe zurückzuführen sein. Dieses die Atemwege schützende running through-Phänomen lässt sich bei der Sportausübung nutzen. Etwa indem Asthmatiker bewusst durch eine moderate Anstrengung (z.B. sich “einlaufen“) ein mildes Anstrengungsasthma provozieren und dann eine Ruhephase einlegen, bevor sie mit dem eigentlichen Sport loslegen. Mit dem sollte ohnehin nicht begonnen werden, wenn nicht bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Vor dem Sport
Eigentlich gilt das für alle Menschen, die mit sportlichem Training beginnen wollen: Ein ärztlicher Check – möglichst inklusive Belastungsergometrie – zur Beurteilung des Gesundheitszustandes, die Wahl geeigneter Sportarten und Festlegung eines optimalen Trainingsplans sollte jeder Sportausübung vorangehen. Für Menschen mit Asthma kommt noch hinzu:
- Sie müssen die Erkrankung ausreichend behandeln, d.h. die verschriebenen Arzneien konsequent anwenden.
- Sie müssen geschult sein im Umgang mit Asthmaanfällen (Atemschule).
- Sie müssen ihre Notfallmedikamente stets bei sich tragen.
- Für ev. Notfälle muss ärztliche Hilfe in angemessener Zeit gewährleistet sein.
- Die Sportausübung muss jederzeit abbrechbar sein. Und zwar ohne Gefährdung für sich und die Begleitperson(en).
- Mitstreiter und Trainer sollten informiert werden, dass die Erkrankung vorliegt und wo sich ggf. die Notfallmedikamente befinden.
Im Prinzip kann jeder Asthmatiker Sport treiben, sofern er diese Regeln beachtet und etwa eine Viertelstunde vor jeder Trainingseinheit vorbeugend ein schnell wirkendes bronchienerweiterndes Medikament inhaliert.
Ganz wichtig ist außerdem gründliches Aufwärmen vor der sportlichen Anstrengung. Andernfalls können sich die Bronchien verengen und eine Hyperventilation (übermäßig schnelle und tiefe Atmung) sowie Atemnot verursachen.
Welche Sportart?
Ausdauersportarten mit gleichmäßigen und wiederkehrenden Bewegungsabläufen wie z.B. Schwimmen, Radfahren, Joggen, Walken, Skilanglauf oder Tanzen verbessern die Ausdauer, stärken das Herz-Kreislauf-System und erhöhen die Atemtiefe. Drei- bis fünfmal wöchentlich rund eine halbe Stunde lang ausgeübt mit einer Pulsfrequenz von 60 bis 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz (220 minus das Alter in Jahren) wirkt Ausdauersport optimal.
Wie trainieren?
Nach Wahl der Sportart mit dieser am besten langsam beginnen und sie regelmäßig betreiben. Auf diese Weise kann sich der Organismus – also auch die Lunge – allmählich an die Anstrengung gewöhnen. Dann lässt sich die Belastung Schritt für Schritt steigern, ohne dass gleich die Luft weg bleibt. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der maßvollen, aber regelmäßigen Bewegung. So ist z.B. konsequentes tägliches gemächliches Schwimmen effektiver und gefahrloser als alle paar Wochen ein Gewaltmarsch.
Schädlich für die auf plötzlichen Stress überreagierende asthmatische Lunge erweisen sich in der Regel abrupte Wechsel von Ruhe zu sportlicher Aktivität und vice versa. Deshalb ist Aufwärmen so wichtig, aber auch ein langsames Ausklingen der Belastung und genug Erholung nach dem Training. Um diesbezüglich auf der sicheren Seite zu bleiben, empfiehlt sich für Asthma-Patienten
- die Geschwindigkeit zu reduzieren, wenn sie außer Puste geraten.
- Belastungsphasen nicht zu übertreiben und Spitzenbelastungen zu vermeiden.
- regelmäßig Erholungsphasen einzuplanen.
- die Lungenfunktion vor der Sportausübung mit dem Peak-Flow-Meter zu kontrollieren um die Belastung daran anzupassen.
Asthma: kein Hindernis für Spitzensport
Wettkämpfe in verschiedensten Sportarten inklusive zugehörigem Training sind für Asthmakranke nicht grundsätzlich tabu – sofern sie das Asthma konsequent und systematisch behandeln und ärztlich kontrollieren lassen. Das beweisen erfolgreiche Athleten wie die Spitzenschwimmerin Sandra Völker, der Radrennfahrer Jan Ullrich oder der Fußballstar David Beckham.
Link zu unserem Lexikon:
Asthma Bronchiale
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Datum: 15. Januar 2014
Kategorien: Atemwege, Ernährung & Fitness