Schüßler Salze: Mineralsalze als Regulans

© Kathrin39 - Fotolia.com

Einfach anwendbar, effektiv und zugleich ungefährlich sollen sie sein, die zwölf Mineralsalze, die laut ihrem Urheber auf biochemischem Weg die Selbstheilungskräfte anregen und so zahlreiche Beschwerden lindern. Die Schulmedizin kann die Wirkweise der Schüßler-Salze nicht nachvollziehen. Ihre Verfechter schwören dennoch darauf.

Schüßler-Salze (häufig gebrauchte, unkorrekte Schreibweise “Schüssler-Salze“) sind bestimmte, nach homöopathischen Methoden hergestellte Mineralsalze, deren “biochemische Heilweise“ auf den deutschen Arzt und Homöopathen Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821 – 1898) zurückgeht. Hauptsächlich in kleinen Tabletten eingebettet in Laktose (Milchzucker) angewendet sollen die zwölf Grund- und 15 Ergänzungssalze, die auf unterschiedliche Organsysteme einwirken, Bluthochdruck, Schmerzen, Haarausfall und unzählige andere Leiden bekämpfen. Nebenwirkungsfrei und risikolos.

Biochemische Heilweise: sanfte Wundermittel oder nur Placebos?

Das Heilverfahren von Dr. Schüßler gründet auf dem Wissen, dass alle Körperzellen natürlicherweise Mineralstoffe enthalten, wovon zwölf Mineralsalze (“Lebenssalze“, “vitale Mineralstoffe“), die nach seinen Beobachtungen auch im Falle einer Verbrennung von Körperteilen zurückbleiben, besonders wichtig sein sollen, weil sie chemische Prozesse in den Zellen steuern oder beeinflussen. Die einzelnen Salze sind bestimmten Organfunktionen bzw. Stoffwechselprozessen zugeordnet. Schüßler beschreibt sie folgendermaßen: „Die Stoffe sind die Baumaterialien und die Funktionsmittel der Gewebe. Baumaterial sind sie durch ihre Masse, Funktionsmittel durch ihre Qualität.“ Ein Mangel an diesen Mineralstoffen bzw. eine von der Norm abweichende Zusammensetzung derselben soll zu einer gestörten Selbstregulation des Organismus führen – Grundlage für die Entstehung von Krankheiten. Ein Ausgleich des jeweiligen Salzdefizits soll die Selbstheilungskräfte ankurbeln und so bestehende Leiden kurieren oder drohende abwenden (Krankheitsvorbeugung). Ein schulmedizinischer wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit dieser Methode steht bislang jedoch aus.

Weder klassische Homöopathie ….

Eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte ist das Ziel homöopathischer Mittel. Sie erreichen es mithilfe kleinster Stoffmengen in feinster Verteilung, indem nach verschiedenen Skalen – etwa der Dezimalskala (D, Verdünnungsfaktor: 1:10) oder Centisimalskala (C, Verdünnungsfaktor: 1:100) – schrittweise Verdünnungen einer sogenannten Urtinktur der jeweiligen Substanz hergestellt und verwendet werden, wobei die Wirkung umso stärker sein soll, je höher die Verdünnung ist.

Auf ähnliche Weise erfolgt die Erzeugung von Schüßler-Salzen, mit denen ihr Erfinder ursprünglich lediglich die homöopathische Behandlung (ca. 200 Heilmittel) vereinfachen wollte. Dennoch ist das Verfahren selbst nicht homöopathisch, da es sich nicht an dem Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie orientiert, sondern auf physiologisch-chemischen Vorgängen fußt. Von den Salzen werden  im Alltag hauptsächlich sogenannte “Normalpotenzen“ eingesetzt, d.h. D6 (Konzentration:  1:1.000.000, d.h. eine Million Teile Lösungssubstanz pro Teil Wirkstoff), bei Calcium fluoratum, Ferrum phosphoricum und Silicea D12 (Konzentration: 1:1.000.000.000, d.h. eine Milliarde Teile Lösungssubstanz pro Teil Wirkstoff). Die Substanzen liegen also in extrem niedriger Konzentration vor.

…. noch pure Substitutionstherapie

Schüßler-Salze sind zwar fähig, die Zellmembran zu passieren, doch ihr Einsatz hat nicht den Zweck, einen mengenmäßigen Ersatz (Substitution) an fehlenden Mineralsalzen zu leisten (wäre bei dem minimalen Wirkstoffgehalt der Mittel auch kaum möglich), sondern krankheitstypische Störungen der Molekularbewegung zu beseitigen, damit sich die Zelle biologisch-biochemisch regenerieren kann. Sie sollen dem Organismus als Anreiz dienen, die Aufnahme und den Transport des betroffenen Minerals zu steigern, sorgen für eine Verbesserung des Zellstoffwechsels und der Informationsübertragung an der Zellmembran sowie eine Regulation des Säure-Basen-Haushalts und Immunsystems. Ein labortechnisch festgestellter erheblicher Mineralstoffmangel hingegen erfordert eine handfeste Substitution der mangelhaft vorhandenen Substanzen, z.B. mit Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Grundsalze: organspezifische Funktionsmittel

Die zwölf sogenannten “Funktions-„ oder “Hauptmittel“ beruhen auf der Annahme, dass jedes dieser Schüßler-Salze auf die Funktion eines bestimmten Organs bzw. Organsystems einwirkt. Die Salze, ihnen zugeordnete Strukturen und einige ihrer Einsatzgebiete lauten:

1.    Calcium fluoratum (Calciumfluorid, Flussspat): Knochen und Bindegewebe, vielfältige Anwendungsgebiete
2.    Calcium phosphoricum (Calciumphosphat, phosphorsaurer Kalk): Zähne und Nerven, stärkt auch das Immunsystem
3.    Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat, Blaueisenerz): Immunsystem, heilt Entzündungen und Wunden
4.    Kalium chloratum (Kaliumchlorid): Haut und Schleimhäute, wirkt gegen Entzündungen
5.    Kalium phosphoricum (Kaliumphosphat): Nerven, bekämpft Überlastungen, Wunden, Fieber
6.    Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat): Entgiftung, wirkt gegen eitrige Wunden, Juckreiz
7.    Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat): Krämpfe und Schmerzen, hilft auch gegen    starken Juckreiz. Zehn Tabletten in einer Tasse mit kochend heißem Wasser aufgelöst und möglichst warm getrunken (daher als “heiße Sieben“ bezeichnet), wobei jeder Schluck lange im Mund behalten wird, um die Resorption durch die Mundschleimhäute zu verbessern, lindert akute Schmerzzustände.
8.    Natrium chloratum (Natriumchlorid, Kochsalz): Flüssigkeitshaushalt, Indikationen: Blutarmut, Magenbeschwerden, Antriebsschwäche, Sonnenbrand, Insektenstiche
9.    Natrium phosphoricum (Natriumphosphat): Stoffwechsel, reguliert den Säurehaushalt, z.B. bei Gicht und Nierensteinen
10.    Natrium sulfuricum (Natriumsulfat, hochdosiert: Glaubersalz): Entwässerung, wirkt bei Beschwerden durch Fehlernährung oder Alkoholmissbrauch und bei Verdauungsproblemen
11.    Silicea (Kieselsäure, Quarz): Haare und Haut, bekämpft z.B. Haarausfall, Falten und Zellulite
12.    Calcium sulfuricum (Calciumsulfat, Gips): Knorpelbildung, Behandlung von Gelenksentzündungen und eitrigen Prozessen

Die Ergänzungssalze:

Anhänger der Heilmethode nach Dr. Schüßler erweiterten sie nach dessen Tod um 15 weitere Mineralstoffe, die heute unter dem Begriff “Ergänzungsmittel“ zusammengefasst werden. Sie heißen:

1.    Kalium arsenicosum (Kaliumarsenit): Muskel und Nerven, hilft gegen Nervosität, Juckreiz
2.    Kalium bromatum (Kaliumbromid): Nervensystem und Gehirn, wirkt beruhigend, entzündungshemmend und beeinflusst die Schilddrüse
3.    Kalium jodatum (Kaliumjodid): Immunsystem, reguliert die Schilddrüse, stärkt die Abwehr
4.    Lithium chloratum (Lithiumchlorid): Muskeln und Nerven, hilft gegen nervös bedingte Herzleiden, entgiftet und entsäuert
5.    Manganum sulfuricum (Mangansulfat): Knorpel und Knochen, reinigt die Blutgefäße, hilft gegen Allergien und zur Leistungssteigerung im Sport
6.    Calcium sulfuratum (Kalziumsulfid): Muskeln, Schleimhäute und Haut
7.    Cuprum arsenicosum (Kupferarsenit): Immunsystem, beruhigt Krämpfe, unterstützt die Blutbildung
8.    Kalium-Aluminium sulfuricum (Alaun): Krämpfe und Haut, entkrampft, reguliert den Flüssigkeitshaushalt und die Verdauung
9.    Zincum chloratum (Zinkchlorid): Immunsystem, Wundheilung und Knochen
10.    Calcium carbonicum (Kalziumkarbonat): Knochen, Zähne und Muskeln, Gewichtsregulation, unterstützt den Muskel-, Knochen- und Zahnaufbau
11.    Natrium bicarbonicum (Natriumbikarbonat): Stoffwechsel, wirkt unterstützend gegen Diabetes und Übergewicht
12.    Arsenum jodatum (Arsentrijodid): Blutbildung, hilft auch gegen Allergien und Entzündungen
13.    Aurum Chloratum Natronatum (Gold): Zirbeldrüse, wirkt gegen Müdigkeit, Schlaflosigkeit
14.    Selenium (Selen): Entgiftung, unterstützt die Leber bei ihren Aufgaben
15.    Kalium bichromicum (Kaliumdichromat): Stoffwechsel

Schüßler-Salze richtig auswählen

Eine Therapie mit Schüßler-Salzen kann nur dann Erfolg bringen, wenn die passenden Salze zum Einsatz kommen. Damit dem so ist, helfen bei ihrer Auswahl Verfahren wie die Kinesiologie oder Erhebung individueller Vorlieben und Abneigungen bezüglich Nahrungs- und Genussmitteln, vor allem aber die Antlitz-Diagnose (Antlitz-Diagnostik, Antlitz-Analyse), bei der für jedes der zwölf Funktionsmittel typische Veränderungen und Abweichungen von der Norm bezüglich Farbe, Struktur, Feuchtigkeit, Glanz, Faltenbildung usw. der Gesichtshaut beurteilt werden.

Schüßler-Salze richtig einnehmen

Die Salze dürfen nicht mit Metallgegenständen (z.B. Edelstahl- oder Silberlöffel) in Berührung kommen. Üblicherweise lässt man die – am besten jeweils eine Viertel- bis halbe Stunde vor einer Mahlzeit – einzeln in den Mund genommenen Tabletten (sind es viele, über den Tag verteilt) langsam unter der Zunge zergehen. Dabei zu beachten ist, dass Kaffee, Schwarztee, Kakao, ätherische Öle, künstliche Süßstoffe, Alkohol, Nikotin und scharfe Gewürze die Aufnahme der Salze hemmen.

Oder man füllt ein Trinkgefäß mit Leitungswasser, löst darin die Tagesration an Salzen auf und trinkt das Wasser über den Tag verteilt. Da die Tabletten vorwiegend aus Laktose bestehen, tun Menschen mit Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) gut daran, nach ihrem vollständigen Auflösen im Wasser (nicht rühren!) den sich bildenden weißen Bodensatz nicht mitzutrinken.

Menge und Dauer an täglich einzunehmenden Tabletten richten sich nach Art und Ausmaß der Erkrankung. Bei “von bis“-Angaben (z.B. 5-10 Tabletten) bezeichnet der höhere Wert (im Beispiel also 10), die Empfehlung für den Akutfall. Insgesamt beträgt die gesamte Tagesmenge in der Regel maximal 150 Tabletten. Sollen mehrere Schüßler-Salz eingenommen werden, dann zu verschiedenen Zeiten pro Tag oder im Wechsel an verschiedenen Tagen.

Für manche Anwendungsgebiete (Hautleiden, rheumatische Erkrankungen) können die Salze auch mit Leitungswasser zu einem Brei verrührt als Salbe aufgetragen werden. Es gibt auch weitere Darreichungsformen wie Pastillen, Pulver, alkoholische Tropfen, Globuli, Lotionen oder Gele.

Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneien sind von Schüßler-Salzen kaum zu erwarten. Sie eignen sich zur Therapie von allerlei Beschwerden und v.a. Ergänzung zu anderen Heilverfahren. Bei ernsthaften Krankheiten sollten rechtzeitige notwendige schulmedizinische Behandlungen aber nicht versäumt werden.

 

Weiter führender Link:
Liste der Schüssler-Salze

Link zu unserem Lexikon:
Milchzucker-Unverträglichkeit

Verwandte Ratgeber:
Laktoseintoleranz
Placebos & Nocebos: Wirkstoff Glaube