Pollenallergie: Wenn Blütenstaub krank macht

©panthermedia.net, Bernd Leitner

Kaum hält der Frühling Einzug, beginnt für Pollenallergiker eine Leidenszeit. Sie reagieren auf bestimmte Pflanzenproteine mit Niesen, Schnupfen oder sogar Atemnot.

Tränende Augen, Niesattacken, Stock- oder Fließschnupfen, Husten, Bronchitis – diese “typischen Erkältungszeichen“ haben bei rund 16 Prozent aller Österreicher in den wärmeren Jahreszeiten keine Viren als Ursache, sondern eine Pollenallergie (Pollinose, saisonale allergische Rhinitis), im Volksmund Heuschnupfen genannt. Sie beruht auf einer Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen bestimmte Eiweißkomponenten von Pollen, die während der Baum-, Gräser- oder Kräuterblüte über die Luft auf die Schleimhäute der Atemwege gelangen, sich an körpereigene Antikörper binden und die Freisetzung von Substanzen (z.B. Histamin) bewirken, die allergische Symptome auslösen.

Ererbtes Risiko

Ein Heuschnupfen stellt sich meist bereits in der Kindheit oder Jugend ein, kann aber auch im Erwachsenen- und sogar Seniorenalter erstmals auftreten. Zur Entstehung einer Allergie reicht ein einziger Kontakt zum Allergen (Allergieauslöser) nicht aus. Beim Erstkontakt erfolgt lediglich eine Sensibilisierung auf das Fremdeiweiß. Erst bei neuerlichen Expositionen formiert sich eine überschießende Reaktion gegen das eigentlich harmlose Protein. Die Bereitschaft zu einer solchen Überreaktion beruht u.a. auf genetischen Grundlagen. Deshalb haben Kinder von Allergikern ein erhöhtes Risiko, selbst Allergien zu entwickeln.

Saisonale Abhängigkeit

Wann welche Pollen fliegen, hängt nicht nur von der Blütezeit der Pflanzen (Pollenflugkalender), sondern auch von der Witterung (umso wärmer, umso früher bzw. öfter) ab. Der Zeitpunkt des Auftretens typischer Beschwerden erlaubt aber grobe Rückschlüsse, um welche Art von Pollinose es sich handeln könnte. In der Regel fliegen im Februar und März Erlen- und Hasel-, im April Birken- und Eschenpollen, Mai bis Juli Gräser- und August bis Oktober Ragweed (Traubenkraut)- und Beifußpollen. Ein „ganzjähriger Heuschnupfen“ legt den Verdacht nahe, dass hinter der vermeintlichen Pollinose andere Allergien, z.B. gegen Hausstaubmilben oder Schimmelpilze, stecken.

Keine Bagatelle

Schlimmstenfalls kommt es im Verlauf einer Pollenallergie zur Ausweitung der Symptomatik von den oberen Atemwegen auf die Lunge, was nicht ganz korrekt gerne als „Etagenwechsel“ bezeichnet wird. Deshalb sollte man einen Heuschnupfen ernst nehmen. Wird er rechtzeitig diagnostiziert und therapiert, lässt sich die Entstehung von allergischem Asthma nämlich meist verhindern.

Die Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschichte), ein Bluttest (RAST: spezifischer Antikörper-Suchtest) und ein positiver Prick-Test (Quaddelbildung nach Aufbringen der Allergenlösung und Anritzen der Haut) beweisen das Vorliegen einer Pollenallergie.

Oberstes Gebot: Allergenvermeidung

Die einfachste und ungefährlichste Behandlung heißt wie bei anderen Allergien auch Allergenvermeidung. Einigermaßen machbar, wenn man unter einer Monoallergie (z.B. nur gegen Erlenpollen) leidet (Ausweg: z.B. Urlaub in erlenfreiem Gebiet zur Erlenblütezeit). Kaum durchführbar, wenn man von verschiedenen Allergien geplagt wird. Jedenfalls gilt es, zur Pollenflugzeit an sonnigen, windigen Tagen Aufenthalte im Freien eher zu meiden bzw. Blütenstaub nicht “ins Schlafgemach zu bringen“ (z.B. Haare waschen, draußen getragene Kleidung nicht im Schlafraum platzieren).

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Schwere der Symptome. Gegen leichtere Beschwerden helfen Antihistaminika in Form von Augentropfen, Nasensprays oder Tabletten, gegen schwerwiegendere Kortisonpräparate.

Bei der Spezifischen Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung, “Allergie-Impfung“) wird eine definierte Dosis von Pollenallergenen unter die Haut gespritzt bzw. in Tropfen- oder Tablettenform unter die Zunge appliziert (sublinguale Immuntherapie, SLIT), um dem Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem eigentlich harmlosen Allergen “anzuerziehen“. Eine solche Impfkur dauert in der Regel einige Jahre. Ihr Erfolg wird jährlich inklusive Allergietest überprüft.

 

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